Umweltgeschichte-Geschiche und Umwelt

Abb. 33 Luftverschmutzung

Klaus Edel, Alfred Germ, Hanna-Maria Suschnig

1. Einleitung

Nahezu täglich bringen Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk oder Fernsehen Beiträge zu Umweltfragen bzw. Umweltproblemen, sodass es nicht vermessen ist zu behaupten, dass sich Umwelt zu einem der Schlüsselthemen, wenn nicht, zu d e m Thema des 21. Jh.s herauskristallisiert hat. Verwiesen sei exemplarisch auf Aspekte wie Klimawandel, Erderwärmung, Treibhauseffekt, Gletscherrückgang, Öl-, Reaktorkatastrophen, (Gift)Müllexporte oder Feinstaubprobleme.

Fragen der Energie, Ressourcen, Ernährung und Wirtschaft waren in historischer Perspektive stets von Bedeutung für menschliche Gesellschaften. Sie bildeten immer Teil einer Umwelt, die aber als solche nicht ausdrücklich wahrgenommen wurde. Die Auswüchse kapitalistischer Wirtschafts- und Produktionsweise führten spätestens ab den 1960er-Jahren zu einem verstärkten Umweltbewusstsein. Die negativen Auswirkungen einer Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur, die als marktwirtschaftlich-kapitalistisch bezeichnet werden kann, manifestieren sich in einer als grün-alternativ zu bezeichnenden Gegenbewegung. Diese postmaterialistische Bewegung definiert sich unter anderem auch durch das Cleavage(1) der Umweltpolitik. Sie ist zu einem grenzüberschreitenden und internationalen Thema geworden, als Policy(2)-Bereich entwickelte es sich inzwischen im Rahmen internationaler, europäischer, nationaler und regionaler Politik zu einem institutionalisierten Feld. Im Rahmen von internationalen Klimakonferenzen, EU-Institutionen für Umweltpolitik, nationalen Umweltministerien und regionalen/lokalen Umweltinitiativen wurde das Konzept der Nachhaltigkeit zur zentralen Leitlinie aktiver Umweltpolitik.

 

2. Umweltgeschichte

Umweltgeschichte befasst sich in der historischen Dimension mit den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur. (Arndt 2010, 1) Dabei gilt, dass zwar beiden Polen dieser Beziehung ein eigener Stellenwert zukommt, aber gleichzeitig werden sie als unauflöslich verschränkt gedacht. Die Beziehung Mensch – Umwelt ist eingebettet in einen Gegensatz. Der Brennpunkt des umweltgeschichtlichen Interesses liegt sowohl auf den durch menschliche Aktivitäten beabsichtigten, als insbesondere auch den unbeabsichtigten, langfristigen Folgewirkungen auf die Natur. (Arndt 2010, 1; Radkau 2002, 339) Einerseits ist es das Streben der Menschen die Natur zu beherrschen: Im christlichen Abendland lange Zeit „legitimiert“ unter dem Hinweis auf die Bibel mit dem Auftrag Gottes an den Menschen in Genesis 1.28, die Herrschaft über die Erde auszuüben und einprägsam von Martin Luther in die Formel „Macht Euch die Erde untertan“(3) gegossen. Spätestens seit dem 19. Jh. wird diese Sicht durch Technikgläubigkeit im Sinne von „Alles ist machbar“ und kapitalistischem Gewinnstreben abgelöst. Andererseits erleben die Menschen die Abhängigkeit von der Natur, sei es durch ungünstige Bedingungen ihres Lebensraumes, durch das „Ausgeliefertsein“ bei Unwettern oder Katastrophen wie Lawinen, Berg- oder Felsstürzen, sei es durch Witterungsepisoden mit beispielsweise plötzlich auftretenden langen Trockenzeiten bzw. lang anhaltenden Regenperioden oder durch den Klimawandel. Zur Verdeutlichung kann folgende Beobachtung herangezogen werden: Das Ende der Kleinen Eiszeit wird etwa Mitte des 19. Jh.s angesetzt, seither befinden sich die meisten Gletscher im Rückzug. Seit 1879 werden am Großglockner an der Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs, Gletschermessungen durchgeführt. Mit Hilfe dieser Daten, aber auch durch Bildvergleiche, kann der dramatische Abschmelzprozess verdeutlicht werden. Laut Informationen des Österreichischen Alpenvereins(4) wurde in der Saison 2011/12 mit 97,3 Metern der seit Beginn der Datenerhebung größte Rückgang der Pasterze verzeichnet. (derstandard.at/1363707752325/Gletscherbericht-Die-Pasterze-schmolz-am-staerksten, Zugriff 26. Juli 2013)

Spätestens seit den 1960er-Jahren regte sich Widerstand gegen den sorg- und bedenkenlosen Verbrauch von Rohstoffen und Energieressourcen bzw. den zerstörerischen Umgang mit der Natur, es entstanden in der Folge Gegenentwürfe zur vorherrschenden Meinung. Dies äußerte sich in den aufrüttelnden, warnenden Worten von Vertreter/innen des 1968 gegründeten Club of Rome (www.clubofrome.org, Zugriff 26. Juli 2013) zur Rettung von Natur und Umwelt bzw. in dem von Meadows 1972 veröffentlichten Bericht über die Grenzen des Wachstums. (Meadows De, Meadows Do & Zahn 1972) 1972 wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen in Stockholm mit der Erklärung „Über die Umwelt des Menschen“ erstmals die Forderung nach einem weltweiten Bewusstseinswandel auf dem Gebiet des Umweltschutzes formuliert. (BMUK 1994) 1982 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Weltcharta für die Natur“ (Aachener Stiftung Kathy Beys 2013), in der umfangreiche Maßnahmen für den Schutz und die Erhaltung natürlicher Lebensräume gefordert wurden.

2. 1  Die Beziehung „Mensch – Umwelt“ in der Geschichte

Abb. 39 Katastrophe von Fukushima (zum YouTube auf das Bild klicken)

Die Umweltfrage prägt als Frage des Überlebens im 21. Jh. unser Bewusstsein, die Frage nach den historischen Wurzeln der heutigen Umweltzerstörung und jener des Mensch-Umweltverhältnisses spielen in der historischen Wissenschaft bei weitem nicht jene Rolle, die der Bedeutung des Themas adäquat wäre. (Calließ, Rüsen & Striegnitz 1989, 1) Der Blick nach Manifestationen von Umwelt in der Vergangenheit wird aber durch das Problem der selektiven Wahrnehmung und im Speziellen durch die unterschiedliche Wahrnehmung in verschiedenen historischen Zeiträumen determiniert. Was wir heute erkennen, wird von der Größe und Deutlichkeit des angerichteten Schadens, der Problemnähe/-ferne, Interessenslage und Kommunikationsnähe/-ferne bestimmt, die aber durch die Echtzeitfunktion der neuen Medien inzwischen relativ geworden ist. Die Katastrophe von Fukushima flimmerte weltweit nahezu in Echtzeit über die TV Schirme und war in kürzester Zeit in Web 2.0-Anwendungen präsent. Ferner hängt der Eindruck bzw. das Beurteilen von Informationen zu Umweltthemen vom Vertrauen zu bzw. dem Misstrauen gegenüber den auftretenden Expertinnen/Experten, dem jeweiligen technischen und ökologischen Wissen, aber auch von soziokulturellen Prägungen ab.

Hingegen ist die Wahrnehmung bezogen auf unterschiedliche historische Zeiträume abhängig von den Lebenserwartungen und -hoffnungen einer Zeit, ebenso spielt die jeweilige Diesseits- oder Jenseitsorientierung eine Rolle. Weiters prägen die für eine jeweilige historische Periode und Gesellschaft typischen Lebensumstände und Risikofaktoren sowie die soziale Einordnung des Einzelnen. (Nitschke 1989, 93) Frühe Wahrnehmungen des Umweltproblems hängen oft mit hygienischen Erkenntnissen zusammen, die ihre Ursache in den epidemischen Erkrankungen der vorindustriellen Gesellschaft (Pest, Cholera) hatten. Sie wurden teilweise zu Impulsen gesamtgesellschaftlicher Modernisierung, beginnend mit kommunalen Maßnahmen bis hin zu Städtebautheorien, erklären aber auch die „Verhäuslichung“ und Übernahme bestimmter Bedürfnisbefriedigungen in die Privatsphäre. Erkannt wurde auch, dass Umweltverschmutzung am stärksten jene Personen betrifft, die an der Quelle der Verschmutzung tätig sind. Das Phänomen des Sauren Regens war schon in der Antike bekannt: z.B. wurde im antiken Rom beobachtet, dass in der Nähe von Bleiglanz verarbeitenden Metallbetrieben Bäume abstarben. (Reithmeier 2006) Die Konsequenz, dass ein Schutz dieser Personen zugleich eine Verhinderung der Verschmutzung allgemein bedeutet, wurde bis heute nicht gezogen. (Nitschke 1989, 93)

Eine Auseinandersetzung mit Naturkatastrophen im Sinne einer kulturgeschichtlich orientierten Umweltgeschichte kann von verschiedenen Ansatzpunkten ausgehen, im Zentrum der Betrachtung steht ebenso immer die Frage, ob und wie Menschen extreme Naturereignisse wahrnehmen, wie sie diese deuten und zu bewältigen versuchen. In den 1930er-Jahren benutzte der Soziologe Lowell J. Carr zur Unterscheidung von Katastrophen und Naturereignissen das Kriterium, ob Menschen ums Leben kommen und menschliche Siedlungsgebiete massiv zerstört werden. (Carr 1932, 209 f.) Laut Christian Pfister liegt jeder Naturkatastrophe ein natürliches Extremereignis zugrunde, aber nicht jedes bedeutet zugleich eine Katastrophe. (Pfister 2002, 11–26) Seit 2011 liegt in Österreich eine offizielle Definition von Katastrophen vor, lt. Ö-Norm S2304 handelt „es sich um ein Ereignis […], bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen, die Umwelt oder bedeutende Sachwerte in außergewöhnlichemAusmaß gefährdet sind.“ (Austrian Standards 2011, 2304/249)

Menschliche Gesellschaften haben immer versucht, sich an die durch Naturkatastrophen veränderten Lebensbedingungen anzupassen, dabei spielen Erfahrungen und Überlieferungen eine wichtige Rolle. So baute man beispielsweise keine Siedlungen an lawinengefährdete Hänge in Bergdörfern oder nahe an oft hochwasserführenden Flussläufen. Ob und in welchem Ausmaß Menschen ein Naturereignis als Katastrophe im Sinne einer persönlichen Bedrohung erleben, ist auch davon abhängig, ob sie gelernt haben, die durch die Katastrophe möglicherweise ausgelösten Veränderungen zu reflektieren. (Oeser 2009, 52) Geschieht dies in historischer Perspektive, wird damit eine Forderung des kompetenzorientierten Geschichtsunterrichts erfüllt, nämlich die historische Orientierungskompetenz zu entwickeln, „jene Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bereitschaft bei den Schüler/innen […], die es ihnen ermöglichen sich mit Hilfe des erarbeiteten historischen Wissens und der erworbenen weiteren historischen Kompetenzen in der Gegenwart besser zurechtzufinden und sich mit Projektionen in die Zukunft auseinanderzusetzen.“

2. 1. 1  Die Nutzung der Kernkraft

Die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zu Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die in den folgenden Jahren durchgeführten Atomtests, wie jene im Bereich des Bikini Atolls, zeigten, welche Energie verhältnismäßig kleine Mengen Uran oder Plutonium entfalten können. Auf die gesamten zum Territorium der Marshall Islands gehörigen Testgebiete fiel bis zum Ende der Versuche 1958 eine tägliche Sprengkraft von im Schnitt etwa 1,6 Hiroshima-Bomben. So pulverisierte die Zündung der Wasserstoffbombe Bravo im Jahre 1954 drei Inseln Bikinis. Internationale Proteste gab es kaum bzw. mit Verzögerung, sie trugen aber doch dazu bei, dass die Tests nach zwölf Jahren eingestellt wurden. Von den 167 Einwohnerinnen/Einwohnern, die 1946 vor dem Beginn des Infernos evakuiert wurden, versuchten einige Ende 1972 nach erfolgter Entwarnung zurückzukehren, mussten aber 1978, als überhöhte Strontium 90- bzw. Cäsium 137-Werte in den Brunnen festgestellt wurden, wieder ihre Heimat verlassen(5). (Brandenburg 2011)

Wesentlich für die weitere Entwicklung der Kernenergie war eine bald nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenommene Aufspaltung in eine militärische Nutzung, die im Hintergrund weiter vorangetrieben wurde. So vergrößerte sich unter Präsident Eisenhower das Atomwaffenarsenal von 1.005 auf 20.000 Sprengköpfe, während die Sowjetunion 1949 ihre erste Atombombe testete. (Petrasch 2012b; Gassert 2001) Am 8. Dezember 1953 verkündete der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung seine Vision von einer weltweit friedlichen Nutzung der Atomkraft. Er bot zur Vermeidung eines atomaren Wettrüstens, oder aus anderem Blickwinkel zur Sicherung der eigenen Vormachtstellung, allen befreundeten Staaten die amerikanische Atomtechnologie als Geschenk an, wenn sie sich im Gegenzug dazu verpflichteten, die Kernenergie für nicht-militärische Zwecke einzusetzen. Zur Sicherstellung gegen Missbrauch regte er die Gründung einer internationalen Atombehörde an (Petrasch 2012b), welche 1957 in Form der International Atomic Energy Agency (IAEA) mit Sitz in Wien realisiert wurde. (www.iaea.org/About, Zugriff 26. Juli 2013)

Das erkannte Energiepotential und der sich abzeichnende Energiebedarf der Wirtschaft, aber auch eine generelle Euphorie bezüglich der Nutzungsmöglichkeiten erfassten Bevölkerung und Regierungen, warnende Stimmen gingen fast völlig unter bzw. wurden sie in den USA von der Regierung bekämpft. (Petrasch 2012a) Zu den Visionen zählten in den USA der Einsatz atomarer Sprengungen beim Bau von Kanälen oder unterirdischer Speicher für Gas bzw. Öl. So wurde im Rahmen der „Operation Plowshare“(6) nach nuklearen unterirdischen Sprengversuchen in Nevada, Colorado und New Mexico erwogen, auf diese Weise den Panamakanal zu erweitern bzw. den Nicaraguakanal zu bauen (Nordyke 2000, 5) oder auch unterirdische Gas-(Project Ketch Study 1965–1967) und Ölspeicher (Project Bronco Study 1966–1967) anzulegen. (U.S. Department of Energy et al. 1998, 7–10, 15, 39) Das „Plowshare Program“ wurde 1977 eingestellt. (Nordyke 2000, 8)

Die UdSSR verfolgte unter dem Namen „Atomexplosionen für die Volkswirtschaft“ ähnliche Ziele, wie der UN-Repräsentant der Sowjetunion Andrei Wyschinski vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1949 kurz nach dem ersten erfolgreichen Atom-Test darlegte. (Nordyke 2000, 1) Zwischen 1965 und 1988 wurden 122 Atomsprengungen durchgeführt. Sie dienten u.a. dem Bau unterirdischer Gasspeicher, der Förderung von Gas, Öl und weiterer Bergbauprojekte, aber auch der Errichtung von Wasserspeichern und Dämmen und dem Kama-Petschora Kanal Projekt. Dabei sollte Wasser aus der arktischen Region von der in die Barent See fließenden Petschora in einem 112 km langen Kanal in das Kama-Wolga Flusssystem abgeleitet werden, das einerseits der Bewässerung agrarischer Flächen zugutekommen, andererseits das Sinken des Wasserspiegels der Kaspischen See stoppen sollte. Drei Versuchssprengungen wurden durchgeführt, mehrere 100 waren in geballten Schlägen von 20 gleichzeitigen Nuklearexplosionen vorgesehen, um den zentralen gebirgigen Teil zu überwinden.( Nordyke 2000, 12,18,19)

Abb. 43 USS Nautilus (SSN-571)

Ebenso sollten Atomreaktoren Lokomotiven, Busse, LKWs und Flugzeuge antreiben. Mit der USS Nautilus (SSN-571) lief 1954 das erste atomgetriebene U-Boot vom Stapel, dem eine Vielzahl weiterer U-Boote und Schiffe in West und Ost nachfolgten. (de.wikipedia.org/wiki/Atompolitik Zugriff 26. Juli 2013) Inzwischen tickt beispielsweise in der Karasee vor dem ehemaligen sowjetischen Atom-Testgelände in Novaja Semlja eine ökologische Bombe, denn zwölf ausgediente Atom-U Boote sowie drei atomgetriebene Eisbrecher wurden hier neben einer Unzahl von Containern mit flüssigem Nuklearmüll, Reaktorbestandteilen und verbrauchten Brennstäben versenkt. (Kronfeld-Goharani 2000, 2) Gleiches gilt für den Ärmelkanal,wo zwischen 1950 und 1963 von Großbritannien und Belgien ca. 28.500 Fässer mit schwach bis mittel radioaktivem Material im Unterwassergraben Hurd Deep versenkt wurden. Sie sollten bereits verrostet und unschädlich sein, was aber bei einer Kamerafahrt eines unbemannten, ferngesteuerten U-Boots jüngst widerlegt wurde. (Geyer 2013) Das Versenken von Atommüll im Meer war nur eine Option der Entsorgung. In der Bundesrepublik Deutschland, wo die Frage der Entsorgung schon vor dem Bau des ersten Kernkraftwerks entschieden sein sollte, machte der Münchner Physiker Bernhard Philbert Ende der 1950er-Jahre den Vorschlag, radioaktive Abfälle wie Bomben über dem Südpol abzuwerfen. Die frei werdende Wärme würde das Eis schmelzen und den Atommüll sukzessive unter sich begraben. Der damals zuständige Minister lehnte Anfang 1960 den Plan als unkontrollierte Beseitigung ab. Die USA untersuchte die Realisierung eines orbitalen Lagers, bei dem der Atommüll mit Raketen ins All geschossen worden wäre. (Kriener 2013, 2) In beiden deutschen Staaten tendierten die Entscheidungsträger/innen schließlich zu einer Lösung, die Abfälle in Salzlagerstätten einzuschließen. In der DDR wählte die Staatliche Zentrale für Strahlenschutz ein aufgelassenes Kali- und Steinsalzbergwerk in Morsleben als Standort für die zentrale Endlagerung aller Arten radioaktiver Abfälle der Volksrepublik und startete 1971 mit ersten Einlagerungen von 500 m³ Atommüll, lange bevor die Betriebsgenehmigung erteilt wurde. Bis 1991 lagerte die DDR 14.432 m3 ein, nach der Wiedervereinigung verfüllte die Bundesrepublik zwischen 1994 und 1998 weitere 22.320 m3. Nachdem sich 2001 ein 5.000 t schwerer Gesteinsbrocken löste, musste das Bergwerk als Standort aufgegeben und zubetoniert werden. (Bundesamt für Strahlenschutz 2013) Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung erwarb 1965 im Auftrag des Bundes das Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel als Forschungsobjekt zur Frage der Endlagerung. Der Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker äußerte sich dazu euphorisch: „Ich habe mir sagen lassen, dass der gesamte Atommüll, der im Jahr 2000 vorhanden sein wird, in einen Kasten hineinginge, der ein Kubus von 20 Metern Seitenlänge ist. Wenn man das gut versiegelt in ein Bergwerk steckt, wird man hoffen können, dass man das Problem gelöst hat.“ (Kriener 2013, 2) Bis 1978 wurden mindestens 125.787 Fässer sowie Giftmüll und Tierkadaver eingelagert. Seit 1988 strömen 12.000 l Salzlauge pro Tag in die Salzstollen ein, die Südflanke des Bergwerks ist einsturzgefährdet, durch Verfüllung versuchten die Betreiber das Ärgste zu verhindern. 2008 kamen das Desaster sowie die Desinformation der Energiewirtschaft an die Öffentlichkeit. Jetzt sollen die Fässer wieder herausgeholt werden, wobei mit Kosten von rund 4 Mrd. Euro gerechnet wird. (Kriener 2013, 2) Ansonsten besteht die Gefahr, dass durch die Flutung nach Zersetzung der Fässer sowohl über lokale Solequellen als auch über Salzwasseraustritte in tiefen Bodenschichten im Großraum Magdeburg, Hildesheim und Lüneburg radioaktives Material in die Biosphäre gelangen könnte. (www.atommuell-endlager.de/index.php, Zugriff 26. Juli 2013)

Abb. 44 Gorleben: Barrikade gegen Castortransport

Anfang der 1970er-Jahre rückte in Gorleben im Nordosten von Niedersachsen ein weiteres aufgelassenes Salzbergwerk in den Blickpunkt. Nach dem Willen der Bundesregierung sollte hier ein Atomcluster entstehen mit einem Endlager für hochaktive Materialien, einem Zwischenlager, der weltweit größten Wiederaufbereitungsanlage sowie eine Konditionierungsanlage zur Verpackung des Atommülls. Nach Meinung der niedersächsischen Regierung würde es in diesem Randgebiet wenig Widerstand gegen die Pläne geben. Die Realität sah anders aus, denn 100.000 Demonstrierende bezeugten 1979 in Hannover die ablehnende Haltung der Bevölkerung. Die niedersächsische Regierung gestand ein, dass der Entsorgungspark nicht durchsetzbar wäre, wollte sich aber auf das Endlager konzentrieren. (Kriener 2013, 2) Einmal im Jahr versammeln sich die Atomkraftgegner/innen in Gorleben, um gegen die nur unter massivem Polizeieinsatz möglichen Castortransporte mit Atommüll von den Wiederaufbereitungsanlagen La Hague (F) und Sellafield (GB), den Deutschland zurücknehmen muss, mit Wort und Tat sowie dem Blockieren der Zufahrtsstraße zu protestieren. Allerdings will die Bundesregierung künftig keine weiteren Transporte nach Gorleben zulassen, was eindeutig einen Erfolg der Gegner/innen bedeutet. Somit stellt sich erneut die Frage nach einem Endlager und ein Konflikt mit der Atomindustrie ist zu erwarten. (Uken 2013, 1)

2. 1. 2 Stromgewinnung durch Kernspaltung

Abb. 45 Die erste nukleare Stromerzeugung bringt vier Glühbirnen zum leuchten

Als am 20. Dezember 1951 im Versuchsreaktor Experimental Breeder Reactor 1 im Bundesstaat Idaho vier Glühlampen aufleuchteten, war es amerikanischen Forscherinnen/Forschern erstmals gelungen durch eine Kernspaltung Strom zu erzeugen, tags darauf versorgte der Reaktor bereits die gesamte Forschungsanlage mit Strom. (Petrasch 2012a) Dieser erfolgreiche Versuch löste eine letztlich weltweite Euphorie bei Vertreterinnen/Vertretern von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft aus, das Ziel der flächendeckenden Verfügbarkeit von Strom für alle wäre nur mehr eine Frage der Zeit, vorbei die Sorge um Energieressourcen wie Öl, Gas, Kohle, Wasserkraft, Stromzähler würden der Vergangenheit angehören. „Frieden und Wohlstand durch Atomenergie“ lautete die griffige Lösung. (Petrasch 2012a) Die Kernkraftwerke Vallecitos und Shippingport waren die Prototypen aller heute weltweit in Betrieb befindlichen Leichtwasserreaktoren. (de.wikipedia.org/wiki/Atompolitik  Zugriff 26. Juli 2013) „Strom aus Kernkraftwerken gilt als günstig, klimafreundlich und unabhängig von kurzfristigen Wetterschwankungen.“ – So leitet Spiegel Online sein Thema „Atomkraftwerke“ ein. (www.spiegel.de/thema/atomkraftwerke  Zugriff 26. Juli 2013)

Dieses fast blinde Vertrauen in die Kernenergie als saubere Energieform erfuhr vor allem in den westlichen Industrieländern eine Verstärkung durch den Ölschock 1973 und die flächenhaft sichtbar werdenden Schäden des Sauren Regens. (http://de.wikipedia.org/wiki/Atompolitik, 26/07/2013) Nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) (Informationsstand 22. Juli 2013) sind 434 Reaktoren in 30 Ländern sowie Taiwan(7) mit einer installierten elektrischen Gesamtnettoleistung von 370.540 Megawatt in Betrieb, um elektrischen Strom zu erzeugen. (www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/OperationalReactorsByCountry.aspx  Zugriff 26. Juli 2013) Weitere 69 Reaktoren befinden sich im Bau. (www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/UnderConstructionReactorsByCountry.aspx  Zugriff 26. Juli 2013) Mindestens 147 Reaktorblöcke mit einer installierten Gesamtleistung von 55.100 MW wurden bis Juli 2013 dauerhaft außer Betrieb genommen. (www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/ShutdownReactorsBy-Country.aspx  Zugriff 26. Juli 2013)

Abb. 46 Grafik Geschmolzener Kern im Reaktor Three Mile Islands

Abb. 47 2006 Tschernobyl, Reaktor 4 mit dem Schutz Sarkophag

Abb. 48 Durch den Tsunami fiel in den Blöcken 1 bis 4 des Kraftwerks auch die Notstromversorgung aus. Damit fehlte dort die Energieversorgung für die Kühlung der Brennelemente in den Reaktorkernen. Es kam zu einer Überhitzung der Reaktorkerne und zu einer Schmelze von Kernmaterial in den Blöcken 1, 2 und 3 des Kraftwerks. Zudem folgten mehrere Wasserstoffexplosionen. Sie führten zu weitreichenden Zerstörungen der äußeren Gebäudehüllen um die Blöcke 1, 3 und 4.

In den 1970er-Jahren entstanden in vielen Industrieländern soziale Bewegungen, wie die Umweltbewegung und die Anti-Atomkraft-Bewegung. Auslöser waren insbesondere diverse Stör- und Unfälle bei Kernkraftwerken, die von den Betreiberinnen/Betreibern geleugnet, verharmlost oder nur teilweise zugegeben wurden. Der Störfall im Kraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg in Pennsylvania, bei dem es 1979 im Reaktorblock 2 zu einer partiellen Kernschmelze kam (de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Three_Mile_Island, Zugriff 26. Juli 2013), kann dafür als Beispiel angeführt werden. Die Gegner/innen der Kernkraft thematisierten vor allem die bisher nur unzureichend gelöste Frage der Endlagerung für zum Teil über 100.000 Jahre lang strahlende Abfälle und angesichts des Störfalls von Three Mile Island die Angst vor einem Supergau. Die Stoßrichtung der Bewegungen war primär auf den Ausstieg aus der Atomenergie in den jeweiligen Ländern gerichtet, kurzfristige Ziele waren die Neuerrichtung von Kernkraftwerken zu verhindern und die Stilllegung von besonders kritischen Reaktoren zu erreichen.

Einen neuen Impuls erhielten die Bewegungen durch die Katastrophe von Tschernobyl, wo es Ende April 1986 nach einer Kernschmelze zur Explosion des Reaktorblocks 4 kam und sich radioaktiver Staub über Europa verbreitete: „Der Tschernobyl-Schock saß tief, nie gab es so viele Demonstrationen und Aktionen gegen Atomanlagen. Selbst die SPD beschloss auf ihrem Nürnberger Parteitag den Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb von zehn Jahren. Seit dieser Zeit gibt es in der BRD stabile Umfragewerte gegen die Atomenergie in der Bevölkerung. Durch einen Volksentscheid 1987 in Italien musste die italienische Regierung aus dem Atomprogramm aussteigen und alle Atomkraftwerke im Lande stilllegen.“ (Kaufmann 2010)

Seit den 1980er-Jahren forciert die Antiatombewegung Gesamtkonzepte für eine alternative Energiepolitik, die auf den drei Säulen Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Biomasse) beruht. (Kaufmann 2011)

Am 11. März 2011 kam es in Japan nach einem schweren Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi in drei Reaktoren zur zumindest teilweisen Kernschmelze. Dabei wurden erhebliche Mengen von radioaktiven Stoffen freigesetzt. (www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html, Zugriff 26. Juli 2013) Bis heute kommt es immer wieder zu Austritten von radioaktivem Material. Nach Berechnungen der Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) wird es durch die äußere Strahlenbelastung 40.000–80.000 zusätzliche Krebsfälle geben, wozu noch weitere 37.000 durch strahlenbelastete Nahrungsmittel kommen würden, ein Risiko, das bis jetzt stark unterschätzt wurde. Die WHO sprach in diesem Zusammenhang von einem nur leicht erhöhten Krebsrisiko. (WHO 2013)

Dieser neuerliche Gau von 2011 hat der Antiatombewegung starken Auftrieb gegeben und auch politisch einiges bewirkt. Bereits einen Monat nach der Reaktorkatastrophe verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Energiewende, in der Deutschland den Umstieg auf erneuerbare Energien einleitete. Gleichzeitig wurden die gesetzlichen Grundlagen für den vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie vorbreitet und von Bundestag und Bundesrat beschlossen. (www.lpb-bw.de/atomkatastrophe.html ,Zugriff 26. Juli 2013) Der Ausstieg soll in Etappen bis 2022 durchgeführt werden. Acht Kernkraftwerke wurden vom Netz genommen und sollen nicht mehr ans Netz gehen, bis 2021 werden die restlichen still gelegt, nur die drei modernsten Kraftwerke sollen noch bis 2022 als Sicherheitspuffer dienen. (www.lpb-bw.de/energiewende.html , Zugriff 26. Juli 2013) Neben Deutschland haben auch die Schweiz, Belgien und Spanien einen Ausstieg aus der Kernkraft angekündigt. (de.wikipedia.org/wiki/Atomausstieg , Zugriff 26. Juli 2013) Zu den Folgen zählt aber auch, dass sich das deutsche Industrieunternehmen Siemens aus dem Atomgeschäft zurückzieht und nur mehr Komponenten wie Dampfturbinen liefert, die auch in konventionellen Kraftwerken eingesetzt werden können. (Suc 2011)

2. 1. 3 Sonderfall Österreich

Abb. 49 Kernkraftwerk Zwentendorf

Abb. 50 Stimmzettel der Volksabstimmung 1978 über die Inbetriebnahme des Kraftwerks Zwentendorf

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Österreich jede Tätigkeit auf dem Gebiet der Atomenergie verboten. Erst nach Abschluss des Staatsvertrags wurde von der österreichischen Bundesregierung gemeinsam mit 52 verstaatlichten und privaten Unternehmungen 1956 die „Österreichische Studiengesellschaft für Atomenergie G.m.b.H“ gegründet, die mit Unterstützung der USA das Atomreaktorzentrum Seibersdorf errichtete. Weitere Versuchsreaktoren entstanden in Wien (Prater) und in Graz. (www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a806267.htm  Zugang 26. Juli 2013) Die monokolore Regierung Klaus (1966–1970) bereitete den Paradigmenwechsel von der Wasserkraft zur Kernkraft vor. 1968 erfolgte die Gründung der „Kernkraftwerk-Planungsgesellschaft m.b.H“, der 1969 die „Kernkraftwerks-Bau- und Betriebsgesellschaft“ folgte, an der auch die Verbundgesellschaft beteiligt war. Den letzten Schritt zur Realisierung des Vorhabens ein Kernkraftwerk zu bauen, bildete 1970 die Gründung der „Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld Ges.m.b.H“, an der neben der Verbundgesellschaft (50%) alle Landesenergiegesellschaften außer Wien und Burgenland prozentuell beteiligt waren. Der Bau des Atomkraftwerks Zwentendorf mit einer geplanten Leistung von 730 MW erfolgte während der Regierung Kreisky (1972–1977). Im Energieplan von 1976 waren bereits zwei weitere Kernkraftwerke in Sankt Pantaleon (Niederösterreich), wo ein Industriecluster (u.a. Raffinerie, chemisches Werk) entstehen sollte (www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a806267.htm  Zugang 26. Juli 2013), sowie in Sankt Andrä in Kärnten vorgesehen.

Noch bevor das Kraftwerk in Betrieb gehen konnte, formierte sich wachsender Widerstand getragen von katholischen und sozialistischen Jugendorganisationen, der österreichischen Hochschülerschaft, auch Wissenschafter/innen, Ärzt/innen und Künstler/innen beteiligten sich.

Die Vertreter/innen der Energiewirtschaft, der Gewerkschaften, der Industriellenvereinigung und der Regierungargumentierten mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und derGefährdung des Lebensstandards falls keine Inbetriebnahme des Kraftwerks erfolgen würde. Bundeskanzler Kreisky identifizierte die AKW-Gegner/innen als eine „seltsame Allianz von Reaktionären, Faschisten und Maoisten“ und machte die Volksabstimmung zur Vertrauensfrage über seine Person und seine Regierung – was sich als schwerer taktischer Fehler erwies. (www.unet.univie.ac.at/~a9406114/aai/zwentendorf/austellung/aai-05.html, Zugang 26. Juli 2013) Bei der am 5. November 1978 abgehaltenen Volksabstimmung entschieden sich 50,4 % der Wahlberechtigten gegen die Inbetriebnahme des fertiggestellten Atomkraftwerks. Als Konsequenz ging Zwentendorf nicht in Betrieb und mit dem am 5. Dezember 1978 beschlossenen „Atomsperrgesetz“ ist die Nutzung der Kernenergie in Österreich ausgeschlossen.

2. 1. 4 Gewinnung von Energie aus Wasserkraft

Abb. 51 Kraftwerk Spullersee

Abb. 52 16. Mai 1938: Hermann Göring beim Spatenstich zum Kraftwerk im Kapruner Tal. Hinter ihm zahlreiche NS-Funktionäre

Abb. 53 Kaprun: Gedenkstätte für sowjetische Tote des WKII (Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter/innen sowie Kindern ziviler Zwangsarbeiterinnen)

 

Österreich wies zu Beginn der Ersten Republik als Folge der Auflösung der Habsburgermonarchie eine ziemlich trostlose Energiebilanz auf. Dem vorhandenen Energiebedarf stand ein eher mäßiges und nur zu recht ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen genutztes bzw. nutzbares Energiepotential gegenüber. Kohle war mit ca. 90 % der wichtigste Primärenergieträger, wofür in erster Linie minderwertige heimische Braunkohle in zu geringem Umfang sowie etwas Steinkohle aus Grünbach am Schneeberg zur Verfügung standen, während elektrische Energie aus Wasserkraft oder Erdölprodukte nur eine bescheidene Rolle spielten.

Um den Kohlemangel wettzumachen und damit notwendige Importe zu senken, begann Österreich mit der Nutzung der Wasserkraft. Als Beispiel sei der Bau des Spullerseekraftwerks anlässlich der Elektrifizierung der Arlbergbahn erwähnt. Daneben wurden auf Länderebene zu dieser Zeit in Tirol und Vorarlberg Kraftwerke errichtet, die nicht nur der eigenen Landesversorgung, sondern auch dem Stromexport in das Deutsche Reich dienten, wie dies bei den Illkraftwerken oder dem Elektrizitätswerke Reutte der Fall war. Von 1918 bis 1933 stieg die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft auf das Doppelte, während der Anteil an kalorischer Energiegewinnung allmählich zurückging.

Ende der 1920er-Jahre kam es in Salzburg im Zusammenhang mit der Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße zur Planung eines Speicherkraftwerks Kaprun. Die Weltwirtschaftskrise bereitete der Realisierung des Projekts ein jähes Ende. Nach dem „Anschluß“ wurde der Plan von den Nationalsozialisten wieder aufgenommen. Das Deutsche Reich wollte das Energiepotential der „Ostmark“ für seine Rüstungs- und Kriegswirtschaft nutzen. Neben Kaprun sollten in Matrei sowie im Felber-und Stubachtal weitere Großkraftwerke entstehen.

Am 16. Mai 1938 bejubelten rund 300 Schaulustige den Spatenstich zum Bau des Kraftwerks Kaprun, den Hermann Göring allerdings mangels konkreter Planung rund drei Kilometer vom aktuellen Standort des Krafthauses durchführte. Erzbischof Sigismund Waitz (Salzburg) nahm die Segnung vor. (Rolinek, Lehner & Strasser 2009) Die Alpenelektrowerke (AEW) führten unter der Leitung des bedeutenden österreichischen Kraftwerksplaners Hermann Grengg den Bau mit ca. 4.000 Kriegsgefangenen und 6.300 Zwangsarbeitern durch. (www.salzburg.com/wiki/index.php/NS-Zwangsarbeit_am_Beispiel_Tauernkraftwerke_Kaprun, Zugriff 26. Juli 2013) 1944/45 kam es zu einer ersten bescheidenen Stromerzeugung. In den letzten Kriegstagen sollte das Kraftwerk auf Befehl der Nationalsozialisten zerstört werden, was aber durch Boykott und Verzögerungstaktik verhindert wurde.

Als die US-Truppen1945 Kaprun erreichten, stellten sie die AEW und das Kraftwerk unter öffentliche Verwaltung, die NS-Führung der Tauernkraftwerke wurde verhaftet und ins Lager Glasenbach gebracht. 1946 übergab die US Militärregierung die Tauernkraftwerke in treuhändische österreichische Verwaltung und 1947 übernahm die neu gegründete Tauernkraftwerke AG (TKW) das Kraftwerksprojekt.

Der steigende Strombedarf durch Haushalte und die wieder anlaufende Industrie führte aufgrund der schlechten Versorgungslage immer wieder zu Netzzusammenbrüchen und Produktionsausfällen. (WWF 2011, 4) Zur Koordination der Planung, des Baus und Betriebs von Großkraftwerken sowie des Betriebs des überregionalen Stromnetzes wurde 1947 aufgrund des zweiten Verstaatlichungsgesetzes die Österreichische Elektrizitätswirtschafts-Aktiengesellschaft (Verbundgesellschaft) gegründet. Seit 2010 lautet ihr Firmenname Verbund AG. (Verbund AG 2013)

Abb. 54 "Helden" von Kaprun

Abb. 55 Gedenktafel für die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter von Kaprun (Moserboden)

Abb. 56 Stausee Kaprun Mooserboden

Abb. 57 Nationalpark March-Donau-Auen

Ab 1947 erfolgte die zügige Fertigstellung des Projekts, finanziert aus den Mitteln des ERP-Fonds (Marshallplan). Kaprun wurde zu einem Symbol des Wiederaufbaus gemacht. So wurden die Taten der Arbeiter beim Kraftwerksbau in Kaprun als Sieg über die Unbilden der Natur glorifiziert und die Arbeiter als Helden in Romanen oder im Film(8) gefeiert (Verbund 2013), hingegen blieben die Leistungen und das Los der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs ausgeblendet bzw. fanden keinerlei Würdigung. (Rolinek et al. 2009) Erst 2003 wurde dazu an der Heidnischen Kirche beim Mooserbodenspeicher eine Gedenktafel angebracht.

In der Zeit des Wiederaufbaus war der sogenannte „bevorzugte Wasserbau“ – d.h. das stark vereinfachte Verfahren für Projekte wie Wasserkraftwerke, die in einem „besonderen Interesse“ standen – das Argument, um den Ausbau der Wasserkraftwerke vorantreiben zu können. Für alle behördlichen Genehmigungen war allein die Wasserrechtsbehörde zuständig. Inzwischen müssen alle eingereichten Kraftwerkspläne in naturschutzrechtlicher, ökonomischer bzw. sozialer Hinsicht geprüft werden. Bei Wasserkraftanlagen ab einer Engpassleistung von 15 MW bzw. bei Kraftwerken in Kraftwerksketten ab 2 MW muss nach Bundesgesetz eine Prüfung der Umweltverträglichkeit eingeleitet werden.

Seit den 1970er-Jahren hat sich in Österreich die Einstellung großer Teile der Bevölkerung gegenüber Großprojekten im Energiebereich zugunsten eines höheren Stellenwertes des Umweltschutzes und der verantwortungsvollen Nutzung der natürlichen Ressourcen (WWF 2011, 5) gewandelt. Dies wurde bereits 1978 bei der Auseinandersetzung um die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf deutlich, als sich verwoben mit der „Anti-Kernkraftbewegung“ eine breite, jenseits der etablierten politischen Parteien angesiedelte „Ökologiebewegung“ manifestierte, deren Proponent/innen in Vereinen und Bürgerinitiativen organisiert und engagiert waren. Im Frühjahr 1983 ließen die neu gegründeten Umweltorganisationen „Global 2000“ und „Greenpeace Österreich“ mit einer Aktionswoche gegen den Sauren Regen aufhorchen. Auch auf parteipolitischer Ebene wurden Umweltagenden wie Wasserschutz oder Tierschutz wichtiger.

Eine wesentliche Rolle in dieser Entwicklung spielten im Dezember 1984 die Ereignisse in und um die Besetzung der Hainburger Au zur Verhinderung des Donaukraftwerks. Es entstand eine weitere „neue soziale Bewegung“. Die Aktivist/innen und Besetzer/innen von Hainburg identifizierten sich mit der bedrohten, „unberührten“ Natur des Auwaldes und setzten sich für dessen Erhalt – mitunter körperlich – ein. Mit Unterstützung einiger österreichischer Massenmedien wurde „Hainburg“ zum Politikum und zur historischen Zäsur.

Das im März 1985 durchgeführte „Konrad Lorenz-Volksbegehren“, das unter anderem ein Verbot von Großkraftwerken wie Hainburg und die Errichtung eines Nationalparks vorsah, wurde von 353.906 Wahlberechtigten unterstützt. 1986 hob der Verwaltungsgerichtshof die Grundlage der Baubewilligung, den Wasserrechtsbescheid auf, was das Aus für Hainburg bedeutete. Der Nationalpark „March-Donau-Auen“ wurde 1996 verwirklicht. Als Folge der Ereignisse schaffte 1986 die Liste „Die Grüne Alternative – Liste Meissner-Blau“ unter der Führung von Freda Meissner-Blau mit knapp über 5 % den Einzug in den Nationalrat. (www.erinnerungsort.at/thema7/u_thema3.htm 20. Juli 2013)

Im 21. Jh. ist die Auseinandersetzung um den Bau von Wasserkraftwerken wieder neu entfacht worden. Rund 62 neue Wasserkraftwerke mit einer Leistung von mehr als einem MW sind geplant, zu denen noch Kleinstwasserkraftwerke kommen, deren Anteil an der Gesamtproduktion verschwindend gering ist, die aber in Summe beträchtlichen ökologischen Schaden anrichten. Die Elektrizitätswirtschaft argumentiert mit einem ständig wachsenden Stromverbrauch der Industrie, von Dienstleistungsunternehmen und nicht zuletzt der privaten Haushalte. Als weiteres gewichtiges Argument für diese Projekte werden die zu erreichenden CO2-Auflagen der EU angeführt. Mit einer Senkung des Stromverbrauchs durch Effizienzsteigerung und Energiesparmaßnahmen sei dem nicht beizukommen, daher könne der Mehrbedarf nur aus der „sauberen Wasserkraft“ kommen.

Der Widerstand gegen diese Projekte ist groß, da dadurch die letzten Reste von noch weitgehend naturbelassenen Flüssen oder alpinen Landschaften zerstört würden und massive Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt, den Sedimenttransport oder der Flusserosion in den betroffenen Landschaften bevorstünden (WWF 2011, 11), was sich am Beispiel des Oberlaufs der Isel im Virgental zeigen lässt. Mit Bürgerinitiativen wie der gegen die Errichtung eines Kraftwerks an der Isel oder der Bildung einer Plattform „Flüsse voller Leben“ in der sich WWF, Fischereiverbände, Kajakvereine und Naturschutzorganisationen zusammengeschlossen haben, unter Ausnutzung demokratischer Mittel, wie dem Petitionsrecht, sollen diese letzten Naturjuwele des österreichischen Wasserschatzes für die Nachwelt erhalten und unter Schutz gestellt werden. (WWF 2011, 6,8)

2. 1. 5 Beispiel Isel-Dilemma: Klimaschutz oder Naturschutz

Abb. 58 Isel im Herbst

Die Isel ist an ihrem Oberlauf der letzte freifließende naturnahe Gletscherfluss der Alpen und deshalb von ökologisch großer Bedeutung (Bettel 2012), u.a. stellen die Schotterbänke eines Wildflusses den Lebensraum von Pioniersiedlern dar, die anderswo bereits ausgestorben sind. Die Flugfrüchte der Deutschen Tamariske siedeln sich beispielsweise auf diesen freien Flächen an, nutzen die durch keinen anderen Bewuchs beeinträchtigten Lichtverhältnisse zum Keimen und sind in drei bis vier Jahren fortpflanzungsfähig, bevor Erlen und Weiden sie beschatten. Wenn die Deutsche Tamariske dauerhaft bleiben soll, braucht sie freie Flächen an Bächen und Flüssen, die genug Platz und Dynamik haben, um das Flussbett umzugestalten.

Wird das Geschiebe eines Wildbaches und damit der natürliche Sedimenttransport durch die Ableitung des Wassers in unterirdischen Treibwasserwegen verändert, hat das Auswirkungen auf die in der Sohle des Flusses lebenden Organismen und damit auf die Nahrungskette. Die meisten Fische laichen im Kies, ernähren sich von Insektenlarven, die in ihrem Jugendstadium ihrerseits auf Algen angewiesen sind. Ändern sich das Geschiebe und in Folge die Substratverhältnisse, lagert sich Schlamm dort ab, wo die Fische zuvor ihre Eier eingegraben haben. (kraftwerk-virgental.at   Zugriff 26. Juli 2013) Würde das Wasser der Isel aufgestaut bzw. abgeleitet, ändern sich die Lebensbedingungen dieser Lebewesen drastisch.

Eine Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental setzt sich einerseits für den Artenschutz ein, andererseits sorgt sie sich auch um den Grundwasserspiegel und um bestehende Wasserrechte. Zusätzlich zu den ökologischen und juristischen Argumenten befürchten Tourismusexpert/innen, dass die Attraktivität des Gebiets, das auch Teil des Nationalparks Hohe Tauern ist, durch die Errichtung eines Wasserkraftwerks stark beeinträchtigt würde. Der Erholungswert der Isel würde vor allem durch den deutlich niedrigeren Sommerwasserstand abnehmen. (www.wasserosttirol.at  Zugriff 26. Juli 2013) Es handelt sich um das Gebiet, das im Zugangsbereich des 1976 errichteten Wasserschaupfads Umbalfälle liegt, der jährlich rund 50.000 Tourist/innen anzieht. (Kasupovic 2012) Schon in den 1980er-Jahren gab es Pläne, das Wasser der Isel zur Stromerzeugung zu nutzen, damals sollte der Großteil des Wassers der Umbalfälle in ein Kraftwerk im Dorfertal umgeleitet werden. Massive Proteste von Naturschützerinnen/Naturschützern und Naturliebhaberinnen/ Naturliebhabern haben die Realisierung verhindert.

Abb. 59 Wärmekraftwerk (Kohle) Riedersbach OÖ

Abb. 60 Windpark

Abb. 61 Photovoltaik

Das Dilemma dieser Situation ist, dass auf der einen Seite zur Erreichung der vereinbarten Klimaschutzziele der Ausbau erneuerbarer Energie forciert werden soll/muss, auf der anderen Seite es zum Schutz der Natur wichtig erscheint, ein weiteres Eingreifen in ökologische Kreisläufe zugunsten des Erhalts einer noch weitgehend unberührten Naturlandschaft zu verhindern. WWF Flussexperte Christoph Walder kommentiert das Problem so: „Wenn wir alles an Wasserkraftwerken ausbauen würden, was in Österreich überhaupt geht, dann könnten wir sieben oder acht Terawattstunden Strom zusätzlich erzeugen. Unser Stromverbrauch steigt aber derzeit jedes Jahr um 1,2 Terawattstunden. Das heißt, in fünf bis sechs Jahren werden wir wieder da sein, wo wir heute sind, und dann haben wir alle unsere Flüsse ausgebaut.“ (Bettel 2012) Nachhaltigkeit kann daher nicht durch eine Entscheidung zwischen Klimaschutz und Erhaltung naturnaher Gebirgsflüsse erreicht werden, sondern durch Effizienzsteigerung und Energiesparmaßnahmen.

Der Anteil von „Grünstrom“ in Österreich sank im vergangenen Jahr auf knapp zwei Drittel (64,4 Prozent). Grund dafür war die schlechte Wasserführung in den heimischen Flüssen. Ausgeglichen wurde das etwa mit mehr Energie aus Kohlekraftwerken, so das Ergebnis des diesjährigen Stromkennzeichnungsberichts der Regulierungsbehörde EControl.“ (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1300269/print.do , Zugriff 26. Juli 2013) Dieser Trend zu vermehrten Kohleimporten aus den USA setzte sich 2012 fort, da der Preis für amerikanische Kohle mangels Wettbewerbsfähigkeit in den USA seit der verstärkten Ausbeutung und energetischen Nutzung der Ölschiefervorkommen stark gefallen ist. 2012 hat sich Österreichs Kohleimport aus den USA verfünffacht, auch wenn der größte Teil davon in den Kokereien der Stahlerzeugung gelandet ist. Wie in Österreich ist auch in Deutschland eine Reaktivierung der Kohlekraftwerke merkbar, da Gasimporte aus Russland wesentlich teurer kommen. Ein weiteres Argument für die Elektrizitätsunternehmungen zu dieser Maßnahme ist, dass neben der ökonomischen Situation die Produktion von Ökostrom aus Photovoltaik und Windanlagen nur schwer prognostizierbar sei und daher stets rasch einsetzbare Ersatzkapazitäten vonnöten wären. 2012 erzeugte die RWE in Deutschland drei Viertel des Stromaufkommens mit Kohle. Im April 2012 wurde Kohle in Großbritannien zur größten Energiequelle für die Stromproduktion. Dabei ist der CO2-Ausstoß um 60% höher als bei einem Gaskraftwerk. Trotzdem hat Verbundchef Wolfgang Anzengruber angedeutet, das erst vor einem Jahr eröffnete „Wunderwerk der Technik“ einzumotten, da man aktuell „mit der Stromerzeugung aus Gas in Europa kein Geld verdienen kann“. (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1418963/Mellach_Ein-Wunderwerk-der-Technik, Zugriff 26. Juli 2013) Diese aktuelle Entwicklung führt zu einer ökologisch mehr als bedenklichen Situation, sie macht aus dem Dilemma ein Trilemma. Das EU-Parlament versucht dem Anfang Juli 2013 durch einen Beschluss entgegenzusteuern, indem 900 Millionen CO2-Zertifikate vom Markt genommen und damit das Recht eine Tonne Kohlendioxid zu emittieren versteuert werden sollten. (Grimm & Auer 2013)

2. 1. 6 Wasserbau- und Wasserschutzmaßnahmen

Abb. 62 Wildbachverbauung mit Holz

Maßnahmen zum Schutz vor Wildbächen lassen sich bis in die Antike rückverfolgen, in Österreich sind erste Aktivitäten im 13. Jh. dokumentiert. Überschwemmungskatastrophen waren auch in der Neuzeit Auslöser für Schutzbauten oder Verlegung des Gewässers um Ortschaften zu schützen, so leitete man z.B. den Mühlbach in Niedernsill aus dem Ort gegen Osten ab. (Patek 2008, 5,6)

Ab dem 18. Jh. begann man sich über die reaktive Tätigkeit hinaus mit den Ursachen katastrophaler Hochwasser- und Murenereignisse auseinanderzusetzen. Einzelne Expert/innen erkannten bereits den Konnex zur intensiven Holznutzung für die Energiegewinnung und die Bedürfnisse des Bergbaus. Das führte einerseits zu organisatorischen Maßnahmen, wie der 1884 erfolgten Gründung des „Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung“, und andererseits auch zur Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen Bekämpfung etwaiger Katastrophen. Als erfolgversprechend wurde nach französischem Vorbild eine Kombination von forstlichen und technischen Maßnahmen in den Einzugsgebieten der Wildbäche angesehen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Oberläufe von Wildbächen mit Sperren versehen und Wiederaufforstungen in Angriff genommen, die sich positiv auf die Stabilität der Hänge auswirkten. (Patek 2008, 7) Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Sicherstellung der Ernährung, aber auch eine unbeirrbare Technikgläubigkeit im Sinne von Rationalisierung im Vordergrund. Beispielhaft sei auf die durchgeführten Begradigungen von Bach- und Flussläufen hingewiesen, oft gepaart mit dem Ziel der Landgewinnung, euphorisch sprach man in Österreich sogar vom „10. Bundesland“. Vielfach wurden in Ortsgebieten zusätzlich die Bäche aus bautechnischen Überlegungen verrohrt. (Patek 2008, 8) Diese Maßnahmen, die den Gewässern die Möglichkeit des Ausbreitens bei rasch steigendem Wasserstand nahmen, sowie Verklausungen an Engführungen zur Folge hatten, wirkten sich beispielsweisebei den Hochwasserkatastrophen 2002, 2005 und 2013 aus. (www.wissenswertes.at/index.php, Zugriff 26. Juli 2013) Inzwischen haben Überschwemmungen und Vermurungen ein Umdenken gebracht, naturnahe Verbauung unter Verwendung von Holz und lebenden Pflanzen stehen ebenso im Vordergrund, wie die Rücknahme von Begradigungen und die Schaffung von „Ausbreitungsflächen“. An die Stelle von aufwändigen Verbauungen aller Zubringerbäche trat die Errichtung großer Sperren oder Sperrsysteme am optimalen Standort. (Patek 2008, 9)

Maßnahmen zum Schutz vor Wildbächen lassen sich bis in die Antike rückverfolgen, in Österreich sind erste Aktivitäten im 13. Jh. dokumentiert. Überschwemmungskatastrophen waren auch in der Neuzeit Auslöser für Schutzbauten oder Verlegung des Gewässers um Ortschaften zu schützen, so leitete man z.B. den Mühlbach in Niedernsill aus dem Ort gegen Osten ab. (Patek 2008, 5,6)

Ab dem 18. Jh. begann man sich über die reaktive Tätigkeit hinaus mit den Ursachen katastrophaler Hochwasser- und Murenereignisse auseinanderzusetzen. Einzelne Expert/innen erkannten bereits den Konnex zur intensiven Holznutzung für die Energiegewinnung und die Bedürfnisse des Bergbaus. Das führte einerseits zu organisatorischen Maßnahmen, wie der 1884 erfolgten Gründung des „Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung“, und andererseits auch zur Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen Bekämpfung etwaiger Katastrophen. Als erfolgversprechend wurde nach französischem Vorbild eine Kombination von forstlichen und technischen Maßnahmen in den Einzugsgebieten der Wildbäche angesehen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Oberläufe von Wildbächen mit Sperren versehen und Wiederaufforstungen in Angriff genommen, die sich positiv auf die Stabilität der Hänge auswirkten. (Patek 2008, 7)

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Sicherstellung der Ernährung, aber auch eine unbeirrbare Technikgläubigkeit im Sinne von Rationalisierung im Vordergrund. Beispielhaft sei auf die durchgeführten Begradigungen von Bach- und Flussläufen hingewiesen, oft gepaart mit dem Ziel der Landgewinnung, euphorisch sprach man in Österreich sogar vom „10. Bundesland“. Vielfach wurden in Ortsgebieten zusätzlich die Bäche aus bautechnischen Überlegungen verrohrt. (Patek 2008, 8) Diese Maßnahmen, die den Gewässern die Möglichkeit des Ausbreitens bei rasch steigendem Wasserstand nahmen, sowie Verklausungen an Engführungen zur Folge hatten, wirkten sich beispielsweisebei den Hochwasserkatastrophen 2002, 2005 und 2013 aus. (www.wissenswertes.at/index.php, 26/07/2013)

Inzwischen haben Überschwemmungen und Vermurungen ein Umdenken gebracht, naturnahe Verbauung unter Verwendung von Holz und lebenden Pflanzen stehen ebenso im Vordergrund, wie die Rücknahme von Begradigungen und die Schaffung von „Ausbreitungsflächen“. An die Stelle von aufwändigen Verbauungen aller Zubringerbäche trat die Errichtung großer Sperren oder Sperrsysteme am optimalen Standort. (Patek 2008,9)

2. 1. 7 Meilensteine in der Geschichte der Umweltbewegung

Umweltgeschichte ist immer auch die Geschichte der Ressourcennutzung durch den Menschen. Im Folgenden werden einige Fallbeispiele beschrieben, wie Natur genutzt oder geschützt wurde und in welcher Weise dies jeweils Auswirkungen auf gesellschaftliche oder politische Entscheidungen hatte.

Der Wald: Holzgewinnung

Das Verhältnis einer Gesellschaft zu ihrer Umwelt lässt sich an ihrer jeweiligen Subsistenz- bzw. Produktionsweise und ihrem unterschiedlichen Umgang mit der sie umgebenden Landschaft analysieren. Im Zuge der Neolithischen Revolution gaben Menschen ihre aneignende Lebensweise auf, an die Stelle von Nomadentum und Wildbeuterei traten erste Formen bäuerlichen Lebens, angepasst an jahreszeitlich zyklisches Denken und in der Überzeugung, dass Bodengesundheit Grundlage erfolgreichen Wirtschaftens ist. Bereits in antiken Hochkulturen nahm man an, dass Natur schützenswert ist, so wird in antiken Quellen bei Griechen, Römern oder Germanen von Heiligen Hainen berichtet, die Eigentum der Götter darstellen und nicht gerodet werden dürfen (Scholz 2012), und bis heute halten sich spirituelle Auslegungen des Baumes als heiliges Objekt, beispielsweise bei den Yoruba in Nigeria oder bei den Mormonen.

Die Tatsache, dass Holz als nachwachsende Energiequelle vergleichbar mit anderen Ressourcen, wie beispielsweise fossilen Rohstoffen, genutzt wurde, fand als Zäsur bei der Periodisierung von Umweltgeschichte Eingang. Werner Sombart z.B. bezeichnete die Zeit vor der Industrialisierung als „hölzernes Zeitalter“. (Grewe 2011, 1) Holz wurde zum Heizen, Kochen, Brotbacken genutzt, es kam als Holzkohle in der Eisenverhüttung und Glaserzeugung zur Anwendung oder diente als Pottasche zur Herstellung von Seife. Kommerziell kamen große Mengen von Holz als Grubenholz oder Bauholz zum Einsatz, beispielsweise für die Pfahlroste, auf denen die Stadt Venedig ruht oder in venezianischen Werften, aber auch für die niederländischen Handelsflotten. In Regionen mit Laub- oder Mischwald spielte die agrarische Nutzung des Waldes als Weidegebiet, das Laub als zusätzliche Einstreu- und Futterreserve für den Winter bzw. als Düngemittel eine Rolle. (Grewe 2011, 2)

Da Bäume relativ langsam wachsen und Überbeanspruchung oder äußere Ereignisse, wie Zerstörung der Wälder durch Kriegsereignisse, jahrzehntelange Auswirkungen hatten, spielten Reglementierungen, wie die Beschränkung von Rodungen oder strukturelle Maßnahmen, wie die Organisation gesellschaftlicher Nutzung, eine nicht unbedeutende Rolle. In letzter Konsequenz geht es um Macht und Herrschaft über die Ressource Wald, wobei seit dem 15. Jh. parallel zur Entwicklung des Territorialstaates der Einfluss des Staates über die Wälder der Gemeinden, Genossenschaften und der privaten Grundherrn kontinuierlich zunahm. Bis zum Ende des 19. Jh.s gelang es überall in Europa eine nach einheitlichen Richtlinien operierende, professionelle Forstverwaltung einzurichten und die flächendeckende Forsthoheit durchzusetzen. (Grewe 2011, 5)

Am Beispiel von kleinräumigen Siedlungsgebieten lassen sich rascher als anderswo die Grenzen menschlicher Eingriffe in die Natur begreifen. Nach Verena Winiwarter (Scholz 2012) liegen erste Anfänge der Naturschutz- und damit der Umweltbewegung nicht in den industriellen Zentren, sondern auf kleinen Inseln, wo die Begrenztheit natürlicher Ressourcen schneller spürbar wird als anderswo. Winiwarter bezieht sich dabei auf die Studien von Richard Grove, der exemplarisch anhand der Zuckerproduktion auf St. Vincent, einer Karibikinsel, aufzeigte, dass die exzessive Rodung der Wälder Ende des 18. Jh.s zwar Platz für Zuckerrohrfelder schuf, die Zuckerproduktion aber rasch zum Erliegen kam, da bald das Brennmaterial zur Befeuerung der Zuckermühlen fehlte. Zudem war man zu der Überzeugung gekommen, dass die Abholzungen auch immer geringeren Niederschlag nach sich ziehen. Auch hier reagierten die Behörden mit legislativen Maßnahmen, dem Sugar Hill Act von 1791, um restliche Waldbestände zu schützen und zukünftigen Dürrekatastrophen nach Möglichkeit entgegenzuwirken. (Grove 2000)

Abb. 67 Schöffeldenkmal in Purkersdorf (NÖ)

Abb. 68 Chipko Frauen 2004

Retter/innen des Waldes

Der Naturschutzgedanke wurde in verschiedenen Epochen immer wieder anders besetzt oder für Ideologien missbraucht, z.B. im Nationalsozialismus, als man völkische Elemente mit Heimatschutz vermischte. Diese Interpretation hatte zur Folge, dass man Naturschutz nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Etikette reaktionären Gedankenguts versah und in der Phase des Wiederaufbaus sowie des Wirtschaftswunders ausblendete.

Das Beispiel Joseph Schöffels, des „Retters des Wienerwalds“ zeigt dagegen, dass Naturschutz und Heimatschutz aber auch in positiver Weise miteinander verwoben sein können. Der Wienerwald war im 19. Jh. Naherholungsgebiet für die Wiener/innen, es durften aber auch jährlich 80.000 Klafter Brennholz gefällt werden. Als der Kaiserhof nach der Niederlage bei Königgrätz in finanziellen Nöten war, beschloss der Reichsrat am 12. April 1870 ein Gesetz zum Verkauf des Wienerwalds. Schöffels dreijähriger konsequenter Pressearbeit im Wiener Tagblatt ist es zu verdanken, dass dies nicht realisiert wurde. (Scholz 2012) Zahlreiche Gedenksteine oder Straßennamen in Wien und in diversen Wienerwaldgemeinden weisen auf den Erfolg Joseph Schöffels hin.

Die Sorge um eine gesunde Umwelt als ein für das Überleben notwendiges Ökosystem löste auch außerhalb Europas verschiedene Grassrootsbewegungen aus. Aktiver politischer Widerstand gegen Rodungen hat z.B. in manchen Gebieten Indiens Tradition. Bereits 1730 wehrte sich die lokale Bevölkerung eines Dorfes in Rajasthan gegen die Abholzung ihrer Wälder durch Soldaten des Maharaja von Jodhpur, wobei 363 Dorfbewohner umgekommen sein dürften, schlussendlich aber verbot der Maharaja die Rodungen. (de.wikipedia.org/wiki/Chipko-Bewegung  Zugriff 26. Juli 2013)

Die Frage, wer Nutzungsrechte an Wald hat, ist auch im 20. Jh. eine Frage von Verteilungsgerechtigkeit geblieben. Werden Konzessionen an europäische Konzerne vergeben, oder kann die ansässige Bevölkerung „ihren“ Wald nutzen? Am Beginn der 1970er-Jahre suchten Bewohner/innen des Dorfes Mandal im Alakananda-Tal vergeblich um eine Bewilligung an, die lokal angepassten aber nicht sehr ertragreichen Banj-Eichen in der Umgebung fällen zu dürfen, um ihr Holz zur Werkzeugherstellung nutzen zu können. Kurz danach erwarb eine europäische Sportartikelfirma sehr wohl die Konzession zur Rodung und ersetzte die Bäume durch standortfremde, rentablere Sorten, was Erosion und Überschwemmungen zur Folge hatte. In der Tradition Gandhis bildeten die Frauen des Ortes Kreise um die Bäume, um ein weiteres Fällen der Bäume zu verhindern. Das Beispiel machte Schule, erfolgreiche Chipko-Aktionen (Chipko = „umarmen“ in Hindi) fanden in vielen Regionen Indiens statt, zumeist angeführt von Frauen aus unteren Gesellschaftsschichten, bis 1981 ein Regierungsverbot das Abholzen von Bäumen in höheren Lagen landesweit untersagte. Die Chipko-Bewegung wurde 1987 mit dem Right Livelihood Award (umgangssprachlich als „alternativer Friedensnobelpreis“ bezeichnet) ausgezeichnet. (Scholz 2012)

Ein afrikanisches Beispiel der Gegenwart zeigt, dass auch das Engagement Einzelner tiefgreifende Veränderungen im Denken einer ganzen Gesellschaft bewirken und zur Gründung von Umweltschutzorganisationen führen kann. In ehemals fruchtbaren Landstrichen Kenias herrschte Unterernährung, weil massive Abholzungen den Waldbestand drastisch reduziert hatten und es daher an Brennholz mangelte. Auf diese Tatsache aufmerksam gemacht hatte Wangari Maathai, mittlerweile Trägerin des Right Livelihood Awards 2004, und liebevoll „Mama Miti“ (Kisuaheli für „Mutter der Bäume“) genannt. Sie war in den 1970er-Jahren durch ländliche Siedlungen in Kenia gezogen, um die Bevölkerung über die Ursachen von Zeckenplagen aufzuklären, stellte aber fest, dass sich die Frauen viel mehr sorgten, woher sie Brennholz für die Zubereitung der Nahrung bekommen sollten. Ihre Aufklärungskampagnen machten der Bevölkerung rasch klar, dass Kenia auch abhängig von Bäumen ist um Regen zu generieren, und dass man ohne funktionierendes Ökosystem nicht überleben kann. 1977 gründete sie eine Initiative zur Wiederaufforstung Kenias, das Green Belt Movement. Wangari Maathai habe „einen gesamtheitlichen Zugang zur nachhaltigen Entwicklung gewählt, der Demokratie, Menschenrechte und insbesondere Frauenrechte umfasst“ (Michaelis 2005), lautete die Begründung, sie mit dem Right Livelihood Award auszuzeichnen.

Menschen wie Wangari Maathai haben Vorbildwirkung, so beispielsweise für Felix Finkbeiner, einen deutschen Jugendlichen, der 2007 als Neunjähriger die Schüler/inneninitiative „Plant-for-the-Planet“ gegründet hatte, eine Organisation, als deren „Kinderbotschafter“ er vor Konzernvertreter/innen und vor der Vollversammlung der UNO auftrat, und die inzwischen zwölf Milliarden Bäume gepflanzt hat. Seine Vision ist es, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen bis 2020 Tausend Milliarden Bäume zu pflanzen, auf der Website von „Plant-for-the-Planet“ (www.plant-for-the-planet.org/de Zugang  26. Juli 2013) ist am sogenannten TREE-O-METER ablesbar, wie weit der Weg zu diesem Ziel noch ist.

Abb. 69 White Cloud

Abb. 70 Old Faithful, Yellowstone National Park (auf Bild klicken Video)

Abb. 71 Trails of Tears (zum Vergrößern Karte klicken)

Naturparks

Betrachtet man die amerikanische Umweltgeschichte aus umweltethischer Sicht, stößt man unweigerlich auf David Henry Thoreau, der seine transzendentalistische Annäherung an die Natur in dem Leitgedanken „In wildness is the preservation of the world“ zusammenfasste, d. h. die Erhaltung urwüchsiger Landschaften ermögliche das Überleben des Planeten Erde. Durch sein bekanntestes Werk, „Walden, or Life in the Woods“ (Thoreau 1854), in dem er sein Einsiedlerdasein in seiner selbst gebauten Blockhütte in den Wäldern Connecticuts schildert, wurde er nicht nur zu einem der ersten Kritiker des Anthropozentrismus, sondern beeinflusste auch die europäische Naturschutzbewegung des frühen 20.Jh.s. Die Alternativszene in den 1960er-Jahren erhob ihn zu einer Ikone. Weitere Einflüsse bezog die amerikanische Naturschutzbewegung aus den Landschaftsbildern von George Catlin, Frederick Edwin Church und Thomas Moran sowie gegen Ende des 19. Jh.s aus den Fotografien, die Edward S. Curtis von Native Americans anfertigte und aus den Schriften von John Muir, dem Initiator des 1892 gegründeten Sierra Clubs, des ersten amerikanischen Naturschutzbundes. Seine Publikationen gelten als Anstoß für die Entscheidung, Nationalparks anzulegen.

Am Beispiel der Entstehung amerikanischer National Parks im 19. Jh. lässt sich die unterschiedliche Haltung der weißen Siedlergemeinschaften zur Natur und was daran jeweils schützenswert ist oder nicht, bzw. gegenüber der in der Natur aufgewachsenen indigenen Bevölkerung deutlich machen. Der amerikanische Historiker Frederick Jackson Turner war gegen Ende des 19. Jh.s davon überzeugt, dass „just dort, wo Natur und Kultur aufeinandertrafen, wo Wildnis gezähmt, Wälder gerodet, Felder gepflügt wurden, an der Frontier nämlich, […] die amerikanische Zivilisation ihren Ursprung [hatte]“, und dass aus dem Zusammenspiel der „civilisation of settlement“ und „savagery of wilderness“ die besondere Form des amerikanischen Demokratieverständnisses erwuchs, denn „free land breed free individuals“(9.) Zugleich verfolgte man das um die Mitte des 19. Jh.s entstandene Konzept von Manifest Destiny, demzufolge weiße Siedler in missionarischer Art von der Höherwertigkeit ihrer Lebensweise überzeugt(10), in göttlichem Auftrag handelten, wenn sie diese auf dem gesamten Kontinent verbreiteten und wenn nötig gegen den Widerstand der indigenen Bevölkerung durchsetzen konnten. Sie legitimierten damit die Westexpansion amerikanischer Pioniere, die unweigerlich Konflikte mit der indigenen Bevölkerung zur Folge hatte.

Diese betrafen neben den berüchtigten Deportationen der Völker der Cherokee, Muskogee, Chickasaw und Choctaw am sogenannten Trail of Tears auch Gruppen indigener Bevölkerung im Westen der USA. Der Landstrich, der 1872 als Yellowstone Nationalpark weltweit zum ersten National Park gemacht wurde, war traditionell Jagdgebiet einiger First Nation Völker, darunter die Stämme der Shoshone oder der Blackfeet.

Die indigenen Gruppen im Westen der USA wurden jedoch in den 1870er-Jahren teilweise abgesiedelt, damit die Landstriche, die zu National Parks umgewandelt werden sollten, für die Siedlergesellschaft als Erholungsgebiete mit Naturwundern wie Geysiren frei und gefahrlos zugänglich würden. Dahinter standen auch wirtschaftliche Interessen, wie die Sicherung der Bautätigkeit der Northern Pacific Railroad Gesellschaft, deren Züge wohl auch Touristinnen/Touristen in das Gebiet bringen würden. (Scholz 2012)

Der Anthropologe Shepard Krech zeigt in „The Ecological Indian“, dass entgegen der weit verbreiteten Auffassung, Naturvölker lebten immer in Einklang mit der Natur und nutzten ihre Ressourcen nur schonend, auch First Nation Völker nicht immer sorgsam mit ihrer Umwelt umgegangen sind. So erlegten manche Stämme, sobald sie Kontakt mit europäischen Pelzhändlern hatten, mehr Hirsche oder Biber als für den Eigenbedarf nötig, oder – wie das Beispiel der Goshute in Utah zeigt – werden Reservate als Endlager für Giftmüll vermietet oder Wälder gerodet und Öl und Gas gefördert, wie es der Tlingit-Stamm im Südosten Alaskas tut. (zit. nach Breuer 1999)

Abb. 72 Stinkersee-Keimzelle des Nationalparks Neusiedlersee

Bis in die 1960er-Jahre war Naturschutz ästhetisch motiviert (Scholz 2012) und oszillierte zwischen Naturdenkmalpflege und Fortschrittskritik und setzte sich damit oft dem Vorwurf eines allzu romantisierenden Blicks auf die unberührte Natur oder des übertriebenen Heimatschutzes aus. Hermann Löns klagte 1911, dass „unsere Zeit […] die rein wirtschaftlichen Fragen zu sehr in den Vordergrund [stellt]. Was Eisenbahn, Straßenbahn, Chauseebauten, Verkoppelungen, Fabrik- und Kraftanlagen, Flußbegradigungen, usw.., vernichtet haben, ist nie wieder gut zu machen. Aber die höchste Zeit ist es, dafür zu sorgen, dass dieser Vandalismus nicht weiter um sich greift.“ (Verband der Hermann Löns Kreise 2008, 18.)

Naturschutz wurde lange gleichgesetzt mit Konservierung und Musealisierung, in diesem Sinne konnte jedoch Natur nur geschützt werden, wenn sie den schädlichen Einflüssen des Menschen entzogen wird. In Österreich unternahmen die Naturfreunde erste Schritte, als sie 1910 Naturschutz als Vereinsziel in die Statuen aufnahmen. (www.naturfreunde.at/UeberUns/detail/545 Zugriff 26. Mai 2013) Im selben Jahr richtete die Zoologisch-Botanische Gesellschaft einzelne Naturschutzreservate ein und 1912 wurde der „Verein Naturschutzpark“ gegründet (1924 umbenannt in „Naturschutzbund“), der in den Hohen Tauern Gebiete erwarb, um sie in einen Alpenpark umzuwandeln. (naturschutzbund-ooe.at/ueber-uns/geschichte.html  Zugriff 26. Mai 2013) 1936 pachtete der Naturschutzbund ein Banngebiet am Unteren Stinkersee im Seewinkel, eine 200 ha große Salzlacke (Naturschutzbund Burgenland 2007), die als Keimzelle des 1993 eröffneten Nationalparks Neusiedlersee gilt. Erst 1981 wurde die Idee, besonders schützenswerte Landschaften in Nationalparks umzuwandeln, tatsächlich erstmals umgesetzt und der Nationalpark Hohe Tauern gebildet, fünf weitere folgten bis 2002.

Die Entstehungsgeschichte der österreichischen Nationalparks spiegelt die konfliktreiche öffentliche Auseinandersetzung zwischen Jägern und Förstern, Bauern und Fischern, Gastwirten und Touristen um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Interessen wider(11). Im internationalen Vergleich entstanden die österreichischen Nationalparks sehr spät, auch weil nahezu alle landwirtschaftlich nutzbaren Gebiete in Kulturlandschaften verwandelt worden waren, ein Phänomen, das Interessenskonflikte zwischen Naturschutz und Wirtschaft zur Folge hatte bzw. hat. Zu deren Bewältigung bedurfte es Verhandlungen auf unterschiedlichsten Ebenen, was sich in jedem Fall in Unterrichtseinheiten zur Politischen Bildung thematisieren lässt. Österreichische NGOs wie Österreichischer Alpenverein, Naturfreunde, Umweltdachverband, Naturschutzbund oder WWF (World Wide Fund for Nature) beteiligten sich intensiv an der Überzeugungsarbeit, wie bedeutende Schutzgebiete vor umweltgefährdenden Zugriffen geschützt werden könnten. Diese Arbeitsbereiche werden auch nach Etablierung eines Nationalparks nicht obsolet, nicht nur weil die außerschulische Bildungsarbeit ein beständiges Anliegen bleibt, sondern weil langfristig spürbar Umweltveränderungen strategische Anpassungsmaßnahmen notwendig machen, die argumentiert, geplant und durchgeführt werden müssen. Die tagesaktuelle Arbeit solcher Umweltschutzorganisationen macht deutlich, dass Politik im Bereich Umwelt einem dynamischen Prozess unterworfen ist, der beständiges Oszillieren zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, gesellschaftlichen Interessen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten erfordert. Dies als Lernziel für junge Menschen sichtbar zu machen, kann und soll für Politische Bildung genutzt werden. Im Gegensatz zu amerikanischen National Parks wurden österreichische Nationalparks von Beginn an als Begegnungsort konzipiert. Derzeit verfügt Österreich über sechs Nationalparks(12) an ökologisch wertvollen Standorten, in denen nicht nur das jeweilige Ökosystem erhalten werden soll, sie sind zudem Erholungsgebiet für Menschen, die dasNaturerlebnis suchen, sie sind Standorte von schulischen Vermittlungsprogrammen und eignen sich für Projektwochen als Beitrag zur Umweltbildung. Nationalparks Austria in Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium ermutigte 2012 junge Wissenschafter/innen von Universitäten und Hochschulen erstmals Forschungsarbeiten zu naturwissenschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Umweltthemen durchzuführen und für den Wissenschaftspreis 2013 nominieren zu lassen. (www.nationalparksaustria.at/nationalparks-360-grad/was-ist-ein-nationalpark-np Zugriff 26. Mai 2013)

2. 1. 8 Wendepunkt 1970 - Vom Natur- zum Umweltschutz

Abb. 73 Entlausung mit DDT im WKII

Abb. 74 DDT für den Haushalt, "unschädlich für Mensch und Warmblüter. Sicher und nachhaltig. Geruchlos."

Abb. 75 Blue Marble: Die Erde von Apollo 17 aus gesehen

„Mit DDT kamen, im Unterschied zu diesen verschiedenen Karzinogenen, die in der Industrie auf Menschen einwirkten, Soldaten und Heeresangestellten erst seit dem Jahre 1942, Zivilpersonen erst nach 1945 in Berührung, und es dauerte bis an den Anfang der 1950er Jahre, ehe die mannigfaltigsten Schädlingsbekämpfungsmitteln in Gebrauch genommen wurden. Gleichgültig, welche dieser Chemikalien vielleicht Krebs erzeugt, die Saat dieses Übels wird erst nach Jahren aufgehen und schlimme Früchte tragen.“ (Carson 1962, 229; Scholz 2012) So warnte Rachel Carson Anfang der 1960er-Jahre in ihrem Buch „Silent Spring“ vor den rigorosen Langzeitfolgen für die Menschen, die der Einsatz von Pestiziden hervorrufen wird, eine Tatsache, die bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend unbekannt war. „Silent Spring“ gilt vielen Umwelthistorikerinnen/-historikern als Zäsur, nach der die Tatsache, dass das Fehlverhalten von Menschen Umweltbedingungen zu ihren eigenen Ungunsten verändert, öffentlich diskutiert wurde und politische Konsequenzen nach sich zog. Joachim Radkau nennt das Buch „eine Ouvertüre der amerikanischen Umweltbewegung und damit der ökologischenRevolution auf der ganzen Welt“, für Christof Mauch ist es „die Bibel der Umweltbewegung.“ (Blawat 2012, 1) Ein Vorabdruck des Textes erschien im The New Yorker, der auch Präsident John F. Kennedy bewog, einen Untersuchungsausschuss einzuberufen, vor den Rachel Carson als Expertin geladen war. Während Schweden bereits 1970 chlorierte Wasserstoffe verbot, dauerte es noch zehn Jahre bis die USA DDT aus dem Verkehr zog.

Die 1972 herausgegebene berühmte Auftragsstudie des Club of Rome, Limits to Growth, spielt in der Geschichte der Umweltbewegung eine ähnliche Auftaktrolle. Ein Team um Dennis Meadows am MIT konnte anhand von Computermodellen nachweisen, dass die Ressourcen unseres Planeten zukünftig nicht unbeschränkt vorhanden sein werden. Die beiden Ölkrisen 1973 und 1979/80 trugen weiter dazu bei, die Öffentlichkeit für Fragen des Umweltschutzes und der Ressourcensteuerung zu sensibilisieren und es entstanden vielerorts Natur-und Umweltinitiativen, Expert/innen bekamen Gehör, manche ihrer Erkenntnisse wurden von anderen Wissenschafterinnen/Wissenschaftern verleugnet oder verteufelt, kurz: Es begann ein öffentlicher Diskurs zu Umweltfragen und aus Naturschutz wurde Umweltschutz.

Der Umweltschutz hat seine Wurzeln daher nicht im Naturschutz, sondern im Bewusstwerdungsprozess, dass mit dem wirtschaftlichen Aufschwung die Luft stärker belastet und die Gewässer – deutlich für alle sichtbar an den durch Waschmittel verursachten Schaumkronen – verunreinigt wurden. Diese wachsenden Umweltbelastungen zeigten erste gesundheitliche Gefahren für die betroffenen Anrainer/innen. Das 1972 von der Besatzung der Apollo 17 fotografierte Bild der von der Sonne beschienenen Erde wurde („Blue Marble“) für die Umweltbewegung zum Symbol des Fragilen und Schützenswerten. (Scholz 2012)

 

3. Geschichte und Umwelt

Verlagert man den Fokus der Betrachtung von der fachwissenschaftlichen Disziplin Umweltgeschichte auf die Schule und im Speziellen auf das Unterrichtsfach Geschichte und Sozialkunde bzw. Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung, so lässt sich feststellen, dass das Thema Umwelt erst relativ spät in den Lehrplänen und mit der entsprechenden Zeitverzögerung für etwaige Adaptionen bzw. Neuerscheinungen in die Schulbücher Eingang gefunden hat.

3.1 Lehrpläne

Abb. 76 Umweltbewusstsein schaffen

Abb. 77 Umweltbewusstsein schaffen

Abb. 78 Auszeichnung zum Ökoprofi, De La Salle Schule, Gymnasium Strebersdorf

Ein Blick in den Lehrplan für die Unterstufe 1964 zeigt, dass Umwelt im Fach „Geschichte und Sozialkunde“ als Thema keine Rolle spielt (Lehrplan GS 1964, 995/996), hingegen findet sich in „Geographie und Wirtschaftskunde“ unter dem Punkt Bildungs- und Lehraufgabe eine Formulierung ganz im Sinne der These des vorangestellten Abschnitts Umweltgeschichte. „Der Unterricht aus Geographie und Wirtschaftskunde vermittelt Einsichten in die Abhängigkeit des Menschen von der Erde und schafft Verständnis für die Verfügungsgewalt des Menschen über die Erde. Das eine zeigt die Gebundenheit des Menschen an die Erdoberfläche, das andere seine Freiheit, die nur in Verantwortungsbewußtsein Bestand haben kann.“ (BMU 1964, 998)

Der seit Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahre sichtbar werdende Umdenkprozess in Fragen Umwelt spiegelt sich in auch in den Lehrplänen. Bereits 1979 wird Umwelterziehung als Unterrichtsprinzip in den Lehrplänen der Hauptschulen und Allgemeinbildenden Höheren Schulen sowie 1981 im Polytechnischen Lehrgang und 1985 für die berufsbildenden Schulen verankert und ist bis heute in Kraft. (BMUK 1994) Das Prinzip gilt für alle Schulstufen und Gegenstände. Umwelterziehung ist auf Problematisierung, Anwendung und Bewusstseinsbildung ausgerichtet und da der Unterricht situationsbedingt und handlungsorientiert sein soll, erfordert er Arbeitsformen, die eine möglichst direkte Begegnung mit der Umweltsituation durch Beobachten und Untersuchung ermöglichen. (BMUK 1994) Hervorgehoben werden als sinnvolle Formen vor allem Unterrichtsprojekte oder Projektwochen, daneben wird die Einbeziehung von aktuellen Anlässen, wie der internationale Umweltschutztag, in den Unterricht empfohlen.

Seit den 1970er-Jahren hat als Folge der schon im Abschnitt „2.1.8 Wendepunkt 1970 – Vom Natur- zum Umweltschutz“ behandelten international geführten Diskussion ein Paradigmenwechsel stattgefunden, denn an die Stelle der Umwelterziehung trat die Umweltbildung. Das bedeutete eine Abwendung von einem primär auf direktiver Informationsvorgabe und Wissensvermittlung basierenden Umweltunterricht zu einer teamorientierten bzw. prozessorientierten Lernorganisation(13) bei gleichzeitiger Schwerpunktsetzung auf das Prinzip der Nachhaltigkeit. (Becker 2001,2.2.) Diese Entwicklung hat auch das BMUKK mitgemacht und ein Referat Umweltbildung(14) eingerichtet.

Auf der Seite des Ministeriums wird die Intention 1994 durch einen Rundbrief kundgetan, eingeleitet mit dem Ziel, bei den Schülerinnen/Schülern ein Bewusstsein zu schaffen „für die Begrenztheit unserer Lebensgrundlagen, sie will Bereitschaft sowie Handlungskompetenz für ein aktives Mitgestalten der Umwelt fördern. Der zugrunde liegende Umweltbegriff umfasst sowohl die natürliche Umwelt als auch die kulturelle, technische, gebaute und die soziale Umwelt.“ (BMUKK 2013)

Zur Unterstützung der Lehrer/innen mit Informationen, Veranstaltungen, Initiativen, Publikationen sowie Online-Materialien entstand als Servicestelle 1999 und Nachfolgeorganisation der ARGE Umwelterziehung das FORUM Umweltbildung (www.umweltbildung.at/startseite.html  Zugriff 26. Juli 2013) als Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Bei den Initiativen von FORUM Umweltbildung liegt der Fokus auf der Nachhaltigkeit: „Bildung für nachhaltige Entwicklung möchte Lernende dazu befähigen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive Veränderung der Gesellschaft erforderlich sind. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nicht statisch, sondern ein Prozess, der ständige Weiterentwicklung und Anpassung an die gegebenen Herausforderungen voraussetzt.“ (www.umweltbildung.at/initiativen.html  Zugriff 26. Juli 2013)

Die De La Salle Schule, Gymnasium Strebersdorf, erhielt für das Projekt „Du bist, was du isst – so wirst du zum Ökoprofi“ vom Bildungsförderungsfonds für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur eine Auszeichnung zum „Ökoprofi“ verliehen. Neben der intensiven Beschäftigung mit dem Thema Ernährung in verschiedenen Unterrichtsfächern führten Schüler/innen der 7. Klassen mit Schülerinnen/Schülern der 1. Klassen einen Stationenbetrieb durch und sensibilisierten ihre „Schützlinge“ auf diese Weise für entsprechendes Zahnputzverhalten, gesunde Ernährung und die Bedeutung von richtigem Trinkverhalten. (new.delasalle.at/show.asp  Zugriff 26. Juli 2013) Dem Thema „Nachhaltigkeit“ dienen unter anderem die Weise für entsprechendes Zahnputzverhalten, gesunde Ernährung und die Bedeutung von richtigem Trinkverhalten. (new.delasalle.at/show.asp Zugriff 26. Juli 2013)

Dem Thema „Nachhaltigkeit“ dienen unter anderem die Projekte ÖKOLOG, an dem sich bereits rund 400 Schulen mit dem Ziel einer ökologisch und nachhaltig orientierten Schulentwicklung beteiligen (https://www.oekolog.at   Zugriff 26. Juli 2013), und das Umweltzeichen zu erwerben. ÖKOLOG wurde 1990 vom Lebensministerium initiiert und bildet seit 2002 als gemeinsame Aktion mit dem Unterrichtsministerium einen Meilenstein der Umweltbildung. Für das Umweltzeichen werden nicht nur der Umweltstandard der Schule und die Entwicklung eines Abfallwirtschaftskonzepts zur Qualifikation herangezogen, sondern es geht darüber hinaus die Qualität der Lernkultur, das soziale Schulklima und die Gesundheitsförderung der Schüler/innen in die Bewertung ein. Rund 70 Schulen haben bis 2013 diese Auszeichnung erreicht. (www.umweltbildung.at/index.php 26/07/2013)

3.2. Umsetzung im Unterricht

In vielen Schulen gab es in der Euphorie der Anfangsphase Projekte zur Müllvermeidung bzw. -trennung oder eine Projekt-oder Schullandwoche, bei der Biotope kartiert und untersucht wurden. Am Haydnrealgymnasium Reinprechtsdorfer Straße, im 5. Wiener Gemeindebezirk, wurde neben einem Mülltrennungsprojekt im Rahmen einer Schullandwoche in Obertauern exemplarisch untersucht, ob sich im Frühjahr die Vegetation entlang von Schipisten von der Umgebung unterscheidet.

Als Produkt der Auseinandersetzung mit der Energiefrage sowie dem Problem der Verschwendung von fossilen Brennstoffen und deren Auswirkung auf die Umwelt, startete die HTBL Ettenreichgasse (10. Wiener Gemeindebezirk) in Partnerschaft mit Siemens Österreich AG und den Wiener Stadtwerken-Elektrizitätswerken (heute: Wienstrom) ein Solarstromprojekt. 1989 zum 100 Jahr Jubiläum der Schule wurde das Ergebnis, eine unter Mitarbeit der Schüler/innen in den Werkstätten montierte, 84m2 große Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die jährlich durchschnittlich 8.500 kWh (entspricht dem Verbrauch von drei Haushalten) liefert. (https://www.htlwien10.at/cms/index.php/aktivitaeten/besondere-projekte Zugriff 28. März 2020)

Im Schuljahr 2011/12 haben Schüler/innen eines 3. Jahrgangs der Höheren Abteilung Elektrotechnik mit einem Projekt die Visualisierung der erbrachten Photovoltaikleistung entwickelt.

Aber auch an allgemeinbildenden höheren Schulen begann man dem Thema erneuerbare Energie im fächerübergreifenden projektorientierten Unterricht mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Den bevorstehenden Neubau des Gymnasiums, Realgymnasiums und wirtschaftskundlichen Realgymnasiums Laaer-Bergstraße im 10. Wiener Gemeindebezirk nahm die Gruppe „Sonnenstrom“, in der Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern vertreten waren, zum Anlass, mittels Pressekonferenzen sowie Gesprächen mit Politikerinnen/Politikern die Planung und Installierung einer von der öffentlichen Hand finanzierten 2.000m2 großen Photovoltaikanlage voranzutreiben.

Abb. 82 Logo mit Ökobezug GRG 10 Laaer-Bergstraße

Nach zähen Verhandlungen zwischen den Projektklassen und der öffentlichen Hand wurde jedoch nur der Bau einer mit 100m2 vergleichsweise klein dimensionierten Anlage für Unterrichtszwecke an der Hausfassade genehmigt, um – wie Bundesministerin Gehrer versprach – anderen Schulen ähnliche Initiativen zu ermöglichen.

Die Anlage wurde am Anti-Atom-Tag, dem 5. November, 1998 im Beisein der Presse von Bürgermeister Häupl eröffnet, sie liefert einen jährlichen Ertrag von 7.000–8.000 kWh. Abgesehen vom Beitrag, den dieses Projekt zum Unterrichtsprinzip Umwelterziehung lieferte, wurden die Schüler/innen wesentlich in ihrer Handlungskompetenz gefördert, mussten allerdings auch erkennen, wie wichtig die Entwicklung von Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit ist, um Ideen der Nachhaltigkeit im alltäglichen Politikgeschehen umzusetzen. Seitdem ist auch im Schullogo ersichtlich, dass Umweltbildung ein konstantes Anliegen der Schulgemeinschaft ist.

Abb. 83 Unsere Umwelt hat Geschichte - HTL Wien10, Ettenreichgasse

Von 2008–2010 nahmen Schüler/innen der HTL Wien Ettenreichgasse (10. Wiener Gemeindebezirk) an dem Sparkling Science Projekt „Unsere Umwelt hat Geschichte“ teil, von dem Teile in dieses Heft eingeflossen sind. (www.htlwien10.at/index.php/projekte/besondere-projekte  Zugriff 26. Juli 2013) Sparkling Science ist ein seit 2007 laufendes Programm des Bundesministeriums für Wisenschaft und Forschung zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung. Dabei arbeiten Wissenschafter/innen gemeinsam mit Schülerinnen/Schülern an einem gemeinsamen Projekt zu aktuellen Forschungsfragen.

„Unsere Umwelt hat Geschichte“ unterstützte Schüler/innen dabei, in selbstständigen Forschungsprozessen umwelthistorisches Wissen zu generieren und damit Beiträge für die Erarbeitung einer Umweltgeschichte Österreichs zu leisten. Die Schüler/innen-Forschungsprojekte wurden im Regelunterricht von Geschichte, Biologie und Umwelttechnik vorbereitet und vorwiegend während der Projektwoche durchgeführt.

In Exkursionen lernten Schüler/innen umwelthistorische Inhalte und Methoden kennen, um dann mit wissenschaftlicher und fachdidaktischer Unterstützung eigene Forschungsfragen zu entwickeln und passende Forschungsdesigns zu finden. Damit brachten sie aktuelle Themen, die für junge, technisch orientierte Menschen relevant sind, in die Umweltgeschichte ein. Die Forschungsarbeit wurde von den Schüler/innen durchgeführt und gemeinsam von Lehrer/innen und Wissenschafter/innen angeleitet. Die von den Schüler/innen erarbeiteten Produkte verbreiteten die Forschungsergebnisse in Schule und Wissenschaft.

Das Projekt wurde fachdidaktisch begleitet: Eine Moderation der gemeinsamen Workshops stellte sicher, dass die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Schule erfolgreich ablief. Eine Begleitforschung während der Projektwoche lieferte Erkenntnisse für zukünftige Forschungsbildungskooperationen; begleitende Evaluation wirkte qualitätssichernd. Um eine nachhaltige Wirkung auf Schulen zu gewährleisten, wurden Arbeitsblätter erarbeitet und online zur Verfügung gestellt sowie Unterlagen für Lehrer/innenfortbildungen entwickelt. Eine Lehrveranstaltung brachte Schulprojektbetreuungen in die universitäre Lehre ein, um so zu umwelthistorischer Arbeit in Schulen auch nach Ende des Projekts beizutragen.“ (www.sparklingscience.at/de/projekte/4-unsere-umwelt-hat-geschichte Zugriff 26. Juli 2013)

Das Mobilitätsprojekt der De La Salle Schule, Gymnasium Strebersdorf aus dem Jahr 2012 ist ein weiteres Beispiel für die Umsetzung des Unterrichtsprinzips Umwelterziehung und dessen inhärenter Kompetenzorientierung. So wurde nach externem Fachinput und Recherchen von den Schülerinnen/Schülern eine Verkehrszählung an den drei Zufahrtsstraßen zur Schule durchgeführt und versucht, mit auf Schildern affichierten, selbstentworfenen Slogans Autofahrer/innen zum Umstieg auf „Öffis“ zu motivieren. Damit wurde die politische Urteils- und Handlungskompetenz gefördert. (Vgl. Mobilitätsprojekt der 7c (2011/12)

3. 3 Umweltthemen in den Geschichtsbüchern

Abb. 84 Schulbücher Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung

Umweltgeschichte wird in den meisten aktuellen Geschichtebüchern einbezogen, selten wird sie als Thema in allen Stufen eines Schulbuchs behandelt. Die vom Lehrplan geforderte Aufbereitung für einen kompetenzorientierten Unterricht ist nicht immer gegeben. Bei einer exemplarisch durchgeführten Analyse zeigt sich, dass in fast allen Büchern in der vierten Klasse „Umwelt“ thematisiert wird. (z.B. Hofer, Paireder 2012, 142) Bei den Büchern für die Oberstufe ist die Situation komplexer, da die Verlage den unterschiedlichen Modellen der Stundenaufteilung bzw. den Vorgaben des Lehrplans mit seiner Zusammenfassung sowohl des Lehrstoffs der 5. und 6. bzw. 7. und 8. Klasse Rechnung tragen und sowohl Einzelbände als auch Doppelbände herausbringen.

Die Qualität des in den Schulbüchern Gebotenen reicht von einer simplen Aufzählung von Fakten bis zu mit Quellen oder Grafiken und Arbeitsfragen/-aufträgen aufbereiteten Inhalten.

Schwerpunktthemen sind in der vierten Klasse vor allem Globalisierung und Umwelt (Hofer & Paireder 2012, 142; Bachlechner,Benedik, Graf, Niedertscheider & Senfter 2012, 114, 115; Ebenhoch, Scheucher &Wald 2007, 12, Vogel & Strasser 2009, 117), Gentechnik/Genmanipulation, wobei hier meist den positiven Erwartungen auf dem Gebiet der Medizin oder bei der Bekämpfung des Hungers, die Sorgen um die nicht abschätzbaren Risiken gegenübergestellt werden. (Ebenhoch et al. 2007, 120; Vogel et al. 2009, 116) Aber auch der Klimawandel in Verbindung mit dem Treibhauseffekt (Ebenhoch et al. 2007, 121) sowie die Umweltverschmutzung durch die Industrie, die Dessertifikation im Sahel oder die Austrocknung des Aralsees durch menschliche Eingriffe (Ebenhoch et al. 2007, 124, 125) werden behandelt. Bei den Katastrophen, die nicht nur lokale Relevanz haben, wird Tschernobyl eingebracht. (Bachlehner et al. 2012, 49)

Für die Oberstufe sei das Buch „Thema Geschichte“ hervorgehoben, das ausgehend von Radkaus Definition der Umweltgeschichte (zit. nach Schindlbauer 2007, 308) wichtige Themen der Umweltgeschichte von der Antike bis in die Jetztzeit behandelt. Im Gegensatz dazu wird in „GO“ der Schwerpunkt im Band 6 auf Umweltthemen des 20. und 21. Jh.s gelegt. (Melichar, Plattner & Rauchegger-Fischer 2012, 48)

dgpb © Klaus Edel, Alfred Germ, Hanna-Maria Suschnig

 

 

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