Hinweise zur Umsetzung im Unterricht


Klaus Edel, Hubert Sickinger

Das Thema „politische Parteien“ lässt sich in un ter schiedlichen Unterrichtskontexten bearbeiten. Im Zeitgeschichte-Unterricht liegen die Anknüpfungspunkte für die Darstellung von Parteien dadurch nahe, dass grundlegende Verfassungs- und politische Systementscheidungen immer auch Entscheidungen der Parteien waren (Ausrufung der Republik 1918, Verfassung 1920/Verfassungsnovelle 1929, Zerstörung der Demokratie 1933/34 und deren Wiederbegründung 1945, EU-Beitritt 1995 etc.). Parteien waren seit 1918 stets entscheidende (wenngleich nicht die einzigen einflussreichen) politische(n) Akteure, sie prägen die politische Praxis der Verfassungsinstitutionen (Parlamente, Regierungen auf Bundes- und Landesebene, die Politik in der jeweiligen Gemeinde).

Besonders geeignete Anlässe für die vertiefte Beschäftigung mit Parteien bilden Wahlen, anhand derer die Schüler/innen motiviert werden können, die Wahlkämpfe von Parteien anhand von Wahlplakaten, Inseraten und Medienauftritten zu analysieren. Für langfristige historische Vergleiche bieten v.a. Wahlplakate eine besonders eindrückliche visuelle Quelle – da der historische Wandel von Parteiaussagen, der symbolischen Selbst- und Gegnerdarstellung und der historische Kontext hier sehr gut sichtbar werden (Beispiel: die Militanz der innenpolitischen Auseinandersetzung der Ersten Republik wird anhand von Plakaten besonders eindrucksvoll „begreifbar“).

Unter Wahlstrateg/innen wird Plakaten heute nur mehr eine geringe Werbewirksamkeit zugemessen, als strategisch entscheidend werden Fernsehauftritte und geschickte Themensetzung gegenüber Massenmedien betrachtet.(1) Sie bieten dennoch einen Ausgangspunkt für Eigenrecherche für Schüler/innen. Plakate sind ein Teil der Lebenswelt der Lernenden, der Umgang mit ihnen ermöglicht es, die Medienkompetenz der Schüler/innen ebenso wie die historischen und politisch bildenden Kompetenzen zu fördern. Dabei geht es um die Analyse und Dechiffrierung politischer Werbestrategien und um die kritische Einschätzung von Einfluss und Wirkung der visuellen und verbalen Botschaften. Die Schüler/innen sollen aber auch in der Lage sein, Urheber/innen und Adressat/innen einer Botschaft sowie deren Interessen zu benennen und sich eine eigene Meinung zu bilden. (Vgl. Frick 2009, 15

Im Unterricht kann vertiefend auf weiterführende Quellen zurückgegriffen werden. Hier bieten sich an parteioffiziellen Texten zweierlei Quellen an: Das grundlegende Politikverständnis (die offizielle „Par-teiideologie“) wird für längere Zeiträume in Grundsatzprogrammen dokumentiert. Alle derzeit im Nationalrat vertretenen Parteien haben derartige Grundsatzprogramme verabschiedet (ÖVP 1995, FPÖ 1997, SPÖ 1998, Grüne 2001, BZÖ 2010), die auch auf den Webseiten der Parteien zu finden sind. Für bestimmte Themen und anhand von Wahlen werden auch Programme für bestimmte Politikfel-der und Wahlprogramme beschlossen, die ebenfalls online zugänglich sind.

Für beide Arten von Texten gilt, dass sie zwar nicht notwendigerweise in konkreten Situationen oder für einzelne Politiker/innen handlungsanleitend sind (oder Parteifunktionärinnen/ -funktionäre tatsächlich bekannt sein müssen). Es handelt sich allerdings um gut geeignete, sorgfältig durchdachte und formulierte Textsorten für die Analyse des parteioffiziellen Selbstverständnisses und der grundlegenden Ausrichtung der jeweiligen Partei. Beide Typen von Programmen bieten sich auch anhand aktueller politischer Themen zur Analyse von Parteistandpunkten an.

 

 

dhpb © Klaus Edel, Hubert Sickinger

LITERATUR

Frick, Lothar (Hg.) (2009). Politische Plakate. Von der Weimarer Republik bis zur jungen Bundesrepublik. Politik und Unterricht. Zeitschrift für die Praxis der Politischen Bildung 2009 (2-3). Stuttgart: lpb.

Filzmaier, Peter; Karmasin, Matthias; Klepp, Cornelia (2006). Politik und Medien – Medien und Politik. Wien: Facultas.

Plasser, Fritz (2010). Politik in der Medienarena. Praxis politischer Kommunikation in Österreich. Wien: Facultas.