EINLEITUNG


Irene Ecker, Sabine Mandl

Genderkompetenz – eine grundlegende Kompetenz für die Politische Bildung

Abb. 4 Gender

„Gender“, das sozio-kulturelle Geschlecht, ist seit der Propagierung der EU-Richtlinie für Gender Mainstreaming auch in der Schule ein Ausdruck, mit dem häufig operiert wird. Die soziale Konstruktion des Geschlechts soll mithilfe aufklärender und informativer Strategien stärker ins Bewusstsein von Lehrer/innen und Schüler/innen gerückt werden. Gender Mainstreaming soll aber nicht nur in der Schule stattfinden, sondern geschieht durch Aufklärung und Maßnahmen in Politik und Verwaltung, durch „Gender-Budgeting“ und Gender Mainstreaming-Beauftragte in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Welche Kompetenzen sollten nun Schüler/innen in Bezug auf das Thema „Gender“ erwerben?

Genderkompetenz (Krammer 2006, 58-66) umfasst drei große Bereiche:

  • Die Entwicklung von Sensibilität für Geschlechter­verhältnisse: Dazu gehört die Sensibilisierung für geschlechterbedingte Diskriminierung als eine Form von gesellschaftlicher Ungerechtigkeit, aber auch das Fördern von Wissen um die Veränderbarkeit von Geschlechterrollen in Zeit und Raum.
  • Wesentlich ist auch das Sich Bewusstwerden der eigenen Geschlechterrolle, also der selbstreflexive Zugang. All das trägt zur Urteilskompetenz, zur Entwicklung fundierter Sach- und Werturteile auch in Bezug auf das Thema „Gender“ bei.
  • Die Vermittlung von Wissen über Geschlechterge­schichte: Die Schüler/innen sollen über historische Frauen- und Männerbewegungen lernen, sie sollen aber auch über die aktuelle rechtliche und gesellschaftliche Situation von Frauen und Männern in Bezug auf Familie und Öffentlichkeit Bescheid wissen. Sie sollen Vorrechte und Benachteiligungen erkennen können und fähig sein, strukturelle Unterschiede zu benennen und Schlüsse daraus zu ziehen. Sachwissen bildet einen wesentlichen Teil der Genderkompetenz, fundiertes Wissen über Geschlechtergeschichte beispielsweise hat noch immer einen eher geringeren Stellenwert in einschlägigen Unterrichtsmaterialien. Es führt zur Sachkompetenz.
  • „Der Unterricht soll die Bereitschaft und Fähigkeit zu politischem Handeln fördern“ (Ammerer et al. 2009, 73) . Dieser Lehrplanforderung entspricht die Förderung von auf Gleichstellung der Geschlechter ausgerichtetem Denken und Handeln. Die Schüler/innen sollen die Bereitschaft entwickeln, entschlossen potentiellen Diskriminierungen entgegenzuwirken und gleichstellungsorientiert zu handeln. Handlungskompetenz als wichtige politisch-bildende Kompetenz sollte auch in Bezug auf die Gender-Thematik entwickelt werden.

Die folgenden Beiträge stellen eine Handreichung zum Thema „Genderkompetenz“ dar. Darüber hinaus zielen sie darauf ab, die Anwendung der Kompetenzen der Politischen Bildung im Rahmen des Unterrichts aus Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung bzw. Politische Bildung sowie Politische Bildung und Recht zu unter-stützen.Die derzeit gültigen Lehrpläne sind unter www.politik-lernen.at/content/site/basiswissen/politischebildung/lehrplaene/index.htm l (Zugriff 15. September 2010) abrufbar.

LITERATUR

Ammerer, Heinrich; Krammer Reinhard; Windischbauer, Elfriede (Hrsg.) (2009). Politische Bildung konkret. Beispiele für kompetenzorientierten Unterricht. Wien: Edition polis.

Bundesministerium für Unterricht und Kultur (1999). Leitfaden für gendergerechte Darstellung von Männern und Frauen in Unterrichtsmitteln. Wien. Online unter: www.eduhi.at/dl/Leitfaden_Unterrichtsmittel.pdf  (Zugriff 10. August 2010)

Heise, Elke (2000). Sind Frauen mitgemeint? Eine empirische Untersuchung zum Verständnis des generischen Maskulinums und seiner Alternativen. In: Zeitschrift für Sprache und Kognition 19 (1/2). S. 3-13.

Krammer, Reinhard (2006). Gender-Kompetenz durch historisch- politischen Unterricht. In: Informationen zur Politischen Bildung Nr. 26. Wien. S. 58-66. Online unter: www.politischebildung.com/pdfs/26_k.pdf  (Zugriff 5. August 2010)

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