Politische Festkultur


Alois Ecker, Klaus Edel, Alfred Germ, Thomas Hellmuth, Ewald Hiebl, Bettina Paireder

1.Konzeptive Überlegungen zur Gestaltung didaktischer Szenarien

Abb. 80 konzeptive Überlegungen

  • Basiskonzept „Arbeit“: Einerseits haben Schüler/innen zu diesem Thema Wünsche und Vorstellungen ihre eigene Berufs- und Arbeitswelt betreffend, andererseits sind sie durch ihren bisherigen Sozialisationsprozess von Urteilen und Vorurteilen in Bezug auf Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, Berufsfelder, Berufschancen usw. geprägt.
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  • Die Feiern am Ersten Mai als Ausschnitt der politischen (Fest)kultur eines Landes: Für den Unterricht bietet sich die Thematik „Erster Mai“ als klassische Längsschnitt - materie an. Ausgangspunkt dazu kann die simple Frage sein, warum am Staatsfeiertag unterrichtsfrei (großteils arbeitsfrei) ist.
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  • Filme zum Ersten Mai Medienmanual:(1) Die Filme müssen den jeweiligen Adressat/innen angepasst werden. Die Filme selbst sind kurz und mit einer Beschreibung versehen.
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  • Kritische Filmanalyse: Voraussetzung für eine Analyse ist, dass die Schüler/innen einerseits über das richtige Analyseinstrumentarium und Arbeitswissen verfügen, andererseits auch das Wissen besitzen, welche Bedeutung der Erste Mai in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung hat, wie oppositionelle politische Richtungen den Ersten Mai deuten bzw. deuteten und wie sich etwa Faschismus bzw. Autoritarismus definieren lassen.
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  • Überblick über die Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, der Parteiengeschichte der Ersten und Zweiten Republik in Österreich allgemein
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  • Einblicke in die sozialdemokratische Festtagskultur im Gegensatz zu anderen Parteien
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  • Instrumentalisierung und Manipulation der Feiern zum Ersten Mai durch den „Austrofaschismus“ und Nationalsozialismus
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  • Politische Lieder als Manifestationen des Politischen: Musik als soziale Praxis, indem das Singen als Teil politischer Festtagskultur gemeinschaftsstiftend wirkt

 

2. Implementierung des Kompetenzmodelles

Abb. 81 Kompetenz aufbauen

Anhand einer Vielzahl von sehr unterschiedlichen methodisch-didaktischen Angeboten kann neben historisch-politischer Sach- und Methodenkompetenz sowohl historische Frage- und Orientierungskompetenz als auch politische Urteils- und Handlungskompetenz aufgebaut werden.

Urteilskompetenz: Die Schüler/innen sollen sich für bestimmte Deutungen entscheiden und diese Entscheidung nach rationalen Kriterien im Dialog begründen können.

Methodenkompetenz: Die Schüler/innen sollen die erworbenen Arbeitstechniken der Filmanalyse auch in anderen Situationen bzw. auf andere Filme und andere Medien anwenden können. Für die Dekonstruktion von Filmen ist es notwendig, die Verbindung filmtechnischer Mittel mit inhaltlichen Aspekten zu analysieren.

Handlungskompetenz: Die Schüler/innen sollen im Sinne der innovativen und kreativen Mediennutzung Filme nach bestimmten Kriterien gestalten können. Ein professionelles Vorgehen ist für Schüler/innen freilich unmöglich, die Grundstrukturen bei der Gestaltung bestimmter Filmtypen sollten aber theoretisch erfasst werden.

 

3. Lernziele

Abb. 82 Feiern zum Tag der Arbeit 2013 Wien - Anmarsch auf dem Gaudenzdorfer Gürtel

  • Die Schüler/innen sollen ständische bzw. soziokulturelle Aspekte in politischen Festen identifizieren können.
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  • Die Schüler/innen sollen den Sinn der einzelnen Bildelemente und des gesamten Filmausschnittes aufdecken können und die Notwendigkeit von Kontextwissen als Teil des Arbeitswissens erkennen.
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  • Die Schüler/innen sollen einen Einblick in die wesentlichen Entwicklungslinien der Arbeiterbewegung erhalten.
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  • Die Schüler/innen sollen Feiern zum Tag der Arbeit als Bestandteil von unterschiedlichen politischen Festtagskulturen begreifen.
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  • Die Schüler/innen sollen am Beispiel der Feiern zum Ersten Mai verstehen, wie autoritäre und totalitäre Systeme zu Mitteln der Manipulation, Inszenierung und Indoktrinierung greifen.
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  • Die Schüler/innen sollen am Beispiel der Feiern zum Ersten Mai verstehen, wie autoritäre und totalitäre Systeme zu Mitteln der Manipulation, Inszenierung und Indoktrinierung greifen.
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  • Die Schüler/innen sollen den Umgang mit medialen Darstellungen lernen und wissen, dass Medien Wirklichkeiten konstruieren.
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  • Die Schüler/innen sollen faschistische und autoritäre Systeme definieren können.
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  • Die Schüler/innen sollen die Instrumentalisierung von Festkultur für politische Zwecke erkennen können.
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  • Die Schüler/innen sollen zwischen politischer Manipulation und politischer Überzeugungsarbeit, die auf rationaler Basis beruht, unterscheiden können. Folglich sollen sie auch Meinungsvielfalt als zentralen Bestandteil der Demokratie akzeptieren lernen.

 

4. Lehrplanbezug(2)

Abb. 83 autoritäre und totalitäre Regime (Mussolini, Franco, Dollfuß)

  • Grundsatzerlass zur Politischen Bildung für alle Schultypen und Unterrichtsfächer Sekundarstufe I und II.
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  • Grundsatzerlass zur Medienerziehung(3)
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  • Beiträge zu den Bildungsbereichen, Sekundarstufe I

Sprache und Kommunikation: Arbeit mit Texten und Bildern (Quellen und Darstellungen der Vergangenheit bzw. der Gegenwart in unterschiedlichen Medien), Interpretation und Bewertung; Begriffsbildung und Anwendung; Sammeln und Anwenden von Argumenten im Diskurs.

  • Historische und politische Einsichten, Sekundarstufe I

– Verstehen historischer und politischer Handlungsweisen im Kontext der jeweiligen Zeit und Aufbau eines reflekerten und (selbst)reflexiven historischen und politischen Bewusstseins.

– Erklären gegenwärtiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und kultureller Phänomene, z. B. aus der historischen Entwicklung.

  • (A)HS: 4. Klasse

– Wirtschaft und Gesellschaft im 20. und 21. Jahrhundert

– Veränderungen in Arbeitswelt und Freizeit.

– Entstehung und Bedingungen diktatorischer Systeme, Methoden totalitärer Herrschaft: Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus.

– Österreich – die Zweite Republik: politisches System, außenpolitische Orientierung, Wirtschafts-und Sozialpolitik im Wandel.

– Medien und deren Auswirkung auf das Politische; Manifestationen des Politischen (mediale Berichterstattung, politische Inszenierungen, Wahlwerbung)

  • Beiträge zu den Bildungsbereichen, Sekundarstufe II (AHS)

Sprache und Kommunikation: Förderung kritischer Reflexion durch Auseinandersetzung mit und Interpretation von Quellen (Texte, Bilder, Diagramme, Statistiken und Karten u. a.) unter Einbeziehung der modernen Medien

  • Didaktische Grundsätze, Sekundarstufe II (AHS)

Die Themenbereiche sind durch exemplarische Fallstudien, Quer- oder Längsschnitte, Gegenwartsbezüge und chronologische Darstellungen zu behandeln. Bei der Bearbeitung sind regionale Aspekte zu beachten: die lokale und regionale Ebene soll als naheliegendes Erfahrungs- und Erprobungsfeld herangezogen werden.

  • AHS: 7. Klasse

– demokratische, autoritäre und totalitäre Staatensysteme und ihre Ideologien (Systemvergleiche; Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus; Radikalisierung des politischen Lebens in Österreich 1918–1938)

– politisches Alltagsverständnis – die verschiedenen Dimensionen und Ebenen von Politik, Formen und Grundwerte der Demokratie und der Menschenrechte, Motivationen und Möglichkeiten politischer Beteiligungs-, Entscheidungs- und Konfliktlösungsprozesse

  • AHS: 8. Klasse

Rolle der Medien zwischen Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft (Medienpolitik, Medienstrukturen; Neue Medien; Cyberdemokratie)

  • HTL: Bildungs- und Lehraufgabe

Die Schülerinnen und Schüler können den Beitrag der Medien zur Politikgestaltung einschätzen sowie politikrelevante Medienerzeugnisse auf ihre Intentionen hin kritisch untersuchen (Medien und Öffentlichkeit).

  • HTL: II. Jahrgang

Funktion von Parteien in der Demokratie; die wichtigsten österreichischen Parteien und Interessensverbände. Medien und ihre Auswirkungen auf die Politik; Analyse von Medienerzeugnissen und Erkennen der zugrundeliegenden Intentionen.

  • HAK: Bildungs- und Lehraufgabe

Die Schülerinnen und Schüler sollen

– Themen der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Kunst aufbauend auf ihrem historischen und sozialkundlichen Grundwissen und der Kenntnis historischer Methoden analysieren können und verstehen, wie sich Vergangenheit und Geschichte auf Gegenwart und Zukunft beziehen, um gesellschaftlich und politisch verantwortungsbewusst in Beruf und Alltag, in der Öffentlichkeit und im Privatleben, handeln zu können (Gegenwartsbezug und Handlungskompetenz)

– Informationen recherchieren und analytische Instrumente und Verfahren anwenden können (Methodenkompetenz) sowie Quellen (Texte, Bilder, Filme usw.) als Grundlage der Rekonstruktion von Vergangenheit in ihrer Vielschichtigkeit erkennen und in angemessene historische Kontexte stellen können (Rekonstruktionskompetenz)

dgpb © Alois Ecker, Klaus Edel, Alfred Germ, Thomas Hellmuth, Ewald Hiebl, Bettina Paireder